Eduard Mörike: Schön-Rohtraut (1838)

1Rohtraut, Schön-Rohtraut.
2Was thut sie denn den ganzen Tag,
3Da sie wohl nicht spinnen und nähen mag?
4Thut fischen und jagen.
5O daß ich doch ihr Jäger wär'!
6Fischen und jagen freute mich sehr.
7— Schweig' stille, mein Herze!

8Und über eine kleine Weil',
9Rohtraut, Schön-Rohtraut,
10So dient der Knab' auf Ringangs Schloß
11In Jägertracht und hat ein Roß,
12Mit Rohtraut zu jagen.
13O daß ich doch ein Königssohn wär'!
14Rohtraut, Schön-Rohtraut lieb' ich so sehr.
15— Schweig' stille, mein Herze!

16Einsmals sie ruhten am Eichenbaum,
17Da lacht Schön-Rohtraut:
18Was siehst mich an so wunniglich?
19Wenn du das Herz hast, küsse mich!
20Ach! erschrak der Knabe!
21Doch denket er: mir ist's vergunnt,
22Und küsset Schön-Rohtraut auf den Mund.
23— Schweig' stille, mein Herze!

24Darauf sie ritten schweigend heim,
25Rohtraut, Schön-Rohtraut;
26Es jauchzt der Knab' in seinem Sinn:
27Und würd'st du heute Kaiserin,
28Mich sollt's nicht kränken:
29Ihr tausend Blätter im Walde wißt,
30Ich hab' Schön-Rohtrauts Mund geküßt!
31— Schweig' stille, mein Herze!

(Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

Bitte prüfe den Text zunächst selbst auf Auffälligkeiten und nutze erst dann die Funktionen!

Wähle rechts unter „Einstellungen“ aus, welcher Aspekt untersucht werden soll. Unter dem Text findest du eine Erklärung zu dem ausgewählten Aspekt.

Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Eduard Mörike (1804-1875)

* 09/08/1804 in Ludwigsburg, † 06/04/1875 in Stuttgart

männlich, geb. Mörike

deutscher Lyriker der Schwäbischen Schule, Erzähler und Übersetzer

(Aus: Wikidata.org)

Bitte beachte unsere Hinweise zur möglichen Fehleranfälligkeit!

Gedichtanalysen zu diesem Gedicht