Eduard Mörike: Auf der Reise (1838)

1Zwischen süßem Schmerz,
2Zwischen dumpfem Wohlbehagen
3Sitz' ich nächtlich in dem Reisewagen,
4Lasse mich so weit von dir, mein Herz,
5Weit und immer weiter tragen.

6Schweigend sitz' ich und allein,
7Ich wiege mich in bunten Träumen,
8Das muntre Posthorn klingt darein,
9Es tanzt der liebe Mondenschein
10Nach diesem Ton auf Quellen und auf Bäumen,
11Sogar zu mir durch's enge Fensterlein.

12Ich wünsche mir nun Dies und Das.
13O könnt' ich jetzo durch ein Zauberglas
14In's Goldgewebe deines Traumes blicken!
15Vielleicht dann sah' ich wieder mit Entzücken
16Dich in der Laube wohlbekannt,
17Ich sähe Genofevens Hand
18Auf deiner Schulter traulich liegen,
19Am Ende säh' ich selber mich,
20Halb keck und halb bescheidentlich,
21An deine holde Wange schmiegen.
22Doch nein! wie dürft' ich auch nur hoffen,
23Daß jezt mein Schatten bei dir sey!
24Ach, stünden deine Träume für mich offen,
25Du winktest wohl auch wachend mich herbei!

(Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Eduard Mörike (1804-1875)

* 09/08/1804 in Ludwigsburg, † 06/04/1875 in Stuttgart

männlich, geb. Mörike

deutscher Lyriker der Schwäbischen Schule, Erzähler und Übersetzer

(Aus: Wikidata.org)

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