Eduard Mörike: Abschied (1838)

1„ich habe die Ehr', Ihr Recensent zu seyn.“
2Sofort nimmt er das Licht in die Hand,
3Besieht lang meinen Schatten an der Wand,
4Rückt nah und fern: „Nun, lieber junger Mann,
5Sehn Sie doch gefälligst 'mal Ihre Nas' so von der Seite an!
6Sie geben zu, daß das ein Auswuchs is.“
7— Das? Alle Wetter — gewiß!
8Ei Hasen! ich dachte nicht,
9All mein Lebtage nicht,
10Daß ich so eine Welts-Nase führt' im Gesicht!!

11Der Mann sprach noch Zerschiednes hin und her,
12Ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr;
13Meinte vielleicht, ich sollt' ihm beichten.
14Zulezt stand er auf; ich that ihm leuchten.
15Wie wir nun an der Treppe sind,
16Da geb' ich ihm, ganz froh gesinnt,
17Einen kleinen Tritt
18Nur so von hinten auf's Gesäße mit —
19Alle Hagel! ward das ein Gerumpel,
20Ein Gepurzel, ein Gehumpel!
21Dergleichen hab' ich nie gesehn,
22All mein Lebtage nicht gesehn
23Einen Menschen so rasch die Trepp' hinab gehn!

(Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

    Rezitation von
    Fritz Stavenhagen

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Author

Eduard Mörike (1804-1875)

* 09/08/1804 in Ludwigsburg, † 06/04/1875 in Stuttgart

männlich, geb. Mörike

deutscher Lyriker der Schwäbischen Schule, Erzähler und Übersetzer

(Aus: Wikidata.org)

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