Christoph Eusebius Suppius: Der Frühling (1749)

1Der Frühling kommt gegangen
2Mit seinen Rosenwangen,
3Jhm folgen muntre Schaaren
4Mit Blumen in den Haaren;
5Das Lachen, Reizen, Scherzen,
6Ein Heer verliebter Herzen,
7Und muntre Liebes-Knaben,
8Die ihn umringet haben,
9Verkündigen den Fluhren
10Der grünen Hoffnung Spuhren,
11Und unter seinen Füssen
12Der jungen Welt Erspriessen.
13Bey frischbelaubten Bäumen
14Winkt mancher Hirt den Träumen,
15Und sagt dem Westenwinde
16Was vor von seinem Kinde.
17Der Nachtigallen Lieder
18Bringt Echo doppelt wieder,
19Indem sie in den Büschen
20Adonis will erwischen.
21Das Federvolk in Chören
22Läßt sanfte Noten hören,
23Die auf belaubten Zweigen
24Nicht von der Liebe schweigen.
25Ey! bin denn ich alleine
26Nicht lebend, und von Steine,
27Ist Lachen, Spielen, Scherzen
28Verbannt aus meinem Herzen?
29Wie? stöhrt ein schwarzer Kummer
30Noch ferner Ruh und Schlummer?
31O Muse, nein! im Kühlen
32Will ich eins mit dir spielen,
33Da noch mit grünen Jahren
34Sich Scherz und Anmuth paaren,
35Da soll den Zeitvertreiben
36Kein Ach mehr übrig bleiben,
37Bis daß mit braunen Wangen
38Der Sommer das Verlangen
39Der Jugend, und den Lenzen
40Bekrönt mit Aehrenkränzen,
41Der Herbst uns was verehret,
42Wenn er sein Füllhorn leeret,
43Bis wir den Kümmernissen
44Auf Herden opfern müssen,
45Wenn uns der Winde Pfeifen
46Einst heisst die Flucht ergreifen,
47Denn alle Lust der Erden
48Muß doch zum Winter werden.

(Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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