1Sind's die Häuser, sind's die Gassen?
2Ach, ich weiß nicht, wo ich bin!
3Hab' ein Liebchen hier gelassen,
4Und manch Jahr ging seitdem hin.
5Aus den Fenstern schöne Frauen
6Sehn mir freundlich in's Gesicht,
7Keine kann so frischlich schauen,
8Als mein liebes Liebchen sicht.
9An dem Hause poch' ich bange —
10Doch die Fenster stehen leer,
11Ausgezogen ist sie lange,
12Und es kennt mich keiner mehr.
13Und ringsum ein Rufen, Handeln,
14Schmucke Waaren, bunter Schein,
15Herr'n und Damen gehn und wandeln
16Zwischendurch in bunten Reih'n.
17Zierlich Bücken, freundlich Blicken,
18Manches flücht'ge Liebeswort,
19Händedrücken, heimlich Nicken —
20Nimmt sie all' der Strom mit fort.
21Und mein Liebchen sah ich eben
22Traurig in dem lust'gen Schwarm,
23Und ein schöner Herr daneben
24Führt sie stolz und ernst am Arm.
25Doch verblaßt war Mund und Wange,
26Und gebrochen war ihr Blick,
27Seltsam schaut' sie stumm und lange,
28Lange noch auf mich zurück. —
29Und es endet Tag und Scherzen,
30Durch die Gassen pfeift der Wind —
31Keiner weiß, wie unsre Herzen
32Tief von Schmerz zerrissen sind.