1Und bleich der Mond die Wolken säumt. —
2Was bist du Welt so still, so leer!
3Was lauerst du wie ein falsches Meer? —
4Es saust so öde durch dein Reich
5Und Schauder faßt die Seele gleich,
6Als wolltest du mit leisem Beben
7Des Morgens blut'gen Schleyer heben. —
8Noch schlummerts tief in Lagers Raum,
9Die Sterne steigen, auf und nieder;
10Die Todtenstille regt sich kaum! —
11O laß der Welt den schönen Traum,
12Der nahe Tag verscheucht ihn wieder! —
13In Osten graut's, es sinkt die Nacht. —
14Gottlob! der Morgen ist erwacht! —
15Gottlob, der neue Tag bricht an! —
16Seht euch nochmal die Sonne an.
17Wohl viele, die jetzt rüstig stehn,
18Sehn sie nie wieder untergehn.
19In manchen Herzen pocht das Blut,
20Nach raschen Streites Uebermuth,
21Und eh die nächsten Stunden tagen,
22Hat manches Herz schon ausgeschlagen!
23Die Sonne kommt, der Nebel reißt‚
24Ein stumm Gebet den Vater preißt.
25Nun lebt und regt sich alle Welt‚
26In blanken Waffen glänzt das Feld.
27Der Jüngling schreitet kühn hinaus‚
28Er schaut hinauf ins Vaterhaus,
29Und leise Ahndung füllt sein Herz,
30Und zieht ihn dämmernd himmelwärts.
31Da trägt der tiefbewegte Sinn
32Die Träume zu der Liebsten hin.
33Sie weinte, als er scheiden mußt',
34Und Wehmuth haucht in seine Brust,
35Und er gedenkt der schönen Zeiten! —
36Er fühlt's, es war ein ewig Scheiden! —
37Die Sonne steigt, der Lärmschuß kracht,
38Laut jubelnd zieht das Heer zur Schlacht.
39„seht ihr den Stephan herüberwinken,
40„und dort die Fränk'schen Adler blinken?
41„auf Brüder, stürzt euch muthig drein',
42„die Adler müssen unser seyn. —
43„lebt wohl, lebt wohl, ihr meine Lieben,
44„weint nicht, ich wollt euch nicht betrüben!“
45Es wogt der Kampf, es brüllt der Tod,
46Die Wunden klaffen blutigroth! —
47„mir nach! mir nach! dort ist der Ruhm,
48„ihr kämpft für euer Heiligthum!“
49Und neben ihm und unter ihm
50Würgt rasch des Todes Ungestüm,
51Und Mann und Roß zusammenbrach
52Er aber jauchzt: „mir nach! mir nach!“
53Da pfeift eine Kugel durch seine Brust,
54Daß gleich das Auge brechen mußt',
55Doch hat er mit der letzten Kraft
56Den letzten Athem zusammengerafft
57Und ruft und stürzt zu Boden gleich:
58„hoch lebe das Haus Oesterreich! —“
59Der Adler sinkt, die Fahne fliegt,
60Heil dir mein Volk, du hast gesiegt!