Conrad Ferdinand Meyer: Begegnung (1882)

1Mich führte durch den Tannenwald
2Ein stiller Pfad, ein tief verschneiter,
3Da, ohne daß ein Huf gehallt,
4Erblickt' ich plötzlich einen Reiter.

5Nicht zugewandt, nicht abgewandt,
6Kam er, den Mantel umgeschlagen,
7Mir däuchte, daß ich ihn gekannt
8In alten, längst verschollnen Tagen.

9Der jungen Augen wilde Kraft,
10Des Mundes Trotz und herbes Schweigen,
11Ein Zug von Traum und Leidenschaft
12Berührte mich so tief und eigen.

13Sein Rösslein zog auf weißer Bahn
14Vorbei mit ungehörten Hufen.
15Mich faßt's mit Lust und Grauen an
16Ihm Gruß und Namen nachzurufen.

17Doch keinen Namen hab' ich dann
18Als meinen eigenen gefunden,
19Da Roß und Reiter schon im Tann
20Und hinterm Schneegeflock verschwunden.

(Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

Bitte prüfe den Text zunächst selbst auf Auffälligkeiten und nutze erst dann die Funktionen!

Wähle rechts unter „Einstellungen“ aus, welcher Aspekt untersucht werden soll. Unter dem Text findest du eine Erklärung zu dem ausgewählten Aspekt.

Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Bitte beachte unsere Hinweise zur möglichen Fehleranfälligkeit!

Gedichtanalysen zu diesem Gedicht