1Morgengraun. Die Karavane windet sich dem Nil zur Seite,
2Eine Rede dröhnt und murmelt über dunkler Stromesbreite.
3Längs dem Ufer nippen durstig silbergrau geperlte Tauben,
4Trinken Ibisse mit blankem Flügelpaar und schwarzen Hauben.
5Nil, der segenreiche Vater, sorgt für alle seine Kinder,
6Speist und tränkt aus seiner Fülle keines mehr und keines
7Neben einem braunen Reiter ein gebundner Knabe wandelt,
8Joseph ist's, den seine Brüder in die Sklaverei verhandelt.
9Taub' und Ibis flattern nur um wenig Flügelschläge weiter.
10Joseph lauscht des Stromes Worten. Ruhig sitzt der stumme Reiter.
11„knabe, deine Blicke trauern! Jüngling, deine Füße bluten!
12Dich verkauften deine Brüder ... Sei willkomm an meinen
13Joseph, fremder Knabe Joseph, du gefesselter, du müder,
14Bist du einst der Herr der Ernten, speise deine schlimmen Brüder!
15Knabe Joseph!“ rauscht es dumpfer. Das erstaunte Kind in Banden
16Tröstet sich des güt'gen Grußes, bleibt er auch ihm unverstanden.
17Auf des Niles weiten Wassern ist des Stromgotts Wort ver-
18Nur ein Antlitz schwimmt und schimmert, dessen Haare lockig
19Jetzt beleben sich die Pfade. Schiffe blähen ihre Flügel.
20Kleebeladene Kamele wandern, sacht bewegte Hügel.
21Frauen kommen mit dem schlanken Kruge, die gemessen schreiten
22In verhülltem stillem Zuge, wie die Jahre, wie die Zeiten ...
23Aus der ahnungsvollen Ferne ragen Spitzen, hell besonnte,
24Steigen wie beschneite Gipfel weiß am reinen Horizonte —
25Joseph schaut empor zum Reiter: „Mit dir meiner Väter Frieden!
26Herr, wie nennst du dort die Berge?“ „Kind, du schaust die