1Es waren zwei Edelkönigs-Kinder,
2Die beiden die hatten sich lieb,
3Beisammen konten sie dir nit kommen,
4Das Wasser war viel zu tief.
5Ach Liebchen köntest du schwimmen,
6So schwimme doch her zu mir,
7Drey Kerzlein wollt ich dir anstecken,
8Die selten auch leuchten dir.
9Da saß ein loses Nönnechen,
10Das that, als wenn es schlief,
11Es that die Kerzlein ausblasen,
12Der Jüngling vertrank so tief.
13Ach Mutter herzliebste Mutter,
14Wie thut mir mein Häuptchen so weh,
15Könt ich ein kleine Weile
16Spazieren gehn längst der See.
17Ach Tochter herzliebste Tochter,
18Allein solst du da nit gehn,
19Weck auf deine jüngste Schwester,
20Und laß sie mit dir gehn.
21Ach Mutter herzliebste Mutter,
22Mein Schwester ist noch ein Kind,
23Sie pflückt ja all die Blumen,
24Die in dem grünen Wald sind.
25Ach Mutter herzliebste Mutter,
26Wie thut mir mein Häuptchen so weh,
27Könt ich eine kleine Weile
28Spaziren gehn längst der See.
29Ach Tochter, herzliebste Tochter,
30Alleine sollst du da nit gehn,
31Weck auf deinen jüngsten Bruder,
32Und laß ihn mit dir gehn.
33Ach Mutter, herzliebste Mutter,
34Mein Bruder ist noch ein Kind,
35Er fängt ja alle die Haasen,
36Die in dem grünen Wald sind.
37Die Mutter und die ging schlafen,
38Die Tochter ging ihren Gang,
39Sie ging so lange spazieren,
40Bis sie ein Fischer fand.
41Den Fischer sah sie fischen,
42Fisch mir ein verdientes roth Gold,
43Fisch mir doch einen Todten,
44Er ist ein Edelkönigs-Kind.
45Der Fischer fischte so lange,
46Bis er den Todten fand,
47Er grif ihn bei den Haaren,
48Und schleift ihn an das Land.
49Sie nahm ihn in ihre Arme,
50Und küßt ihm seinen Mund:
51Adie mein Vater und Mutter,
52Wir sehn uns nimmermehr.