Justinus Kerner: Der Wassermann (1826)

1Es war in des Mayen lindem Glanz,
2Da hielten die Jungfern von Tübingen Tanz,

3Sie tanzten und tanzten wohl allzumal
4Um eine Linde im grünen Thal.

5Ein fremder Jüngling in stolzem Kleid
6Sich wandte bald zu der schönsten Maid,

7Er reicht ihr dar die Hände zum Tanz,
8Er setzt ihr auf's Haar einen meergrünen Kranz.

9O Jüngling! warum ist so kalt dein Arm?
10In Neckars Tiefen da ist's nicht warm.

11O Jüngling! warum ist so bleich deine Hand?
12In's Wasser dringt nicht der Sonne Brand!

13Er tanzt mit ihr von der Linde weit.
14Laß Jüngling! horch, die Mutter mir schreit!

15Er tanzt mit ihr den Neckar entlang:
16Laß Jüngling! weh! mir wird so bang!

17Er faßt sie fest um den schlanken Leib.
18Schön Maid! du bist des Wassermanns Weib!

19Er tanzt mit ihr in die Wellen hinein:
20O Vater und o du Mutter mein!

21Er führt sie in einen krystallenen Saal:
22Ade, ihr Schwestern im grünen Thal!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Justinus Kerner (1786-1862)

* 09/18/1786 in Ludwigsburg, † 02/21/1862 in Weinsberg

männlich, geb. Kerner

deutscher Dichter, Arzt und medizinischer Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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