Justinus Kerner: Abschied (1826)

1Geh ich einsam durch die schwarzen Gassen,
2Schweigt die Stadt als wär' sie unbewohnt,
3Aus der Ferne rauschen nur die Wasser
4Und am Himmel geht der bleiche Mond.

5Bleib' ich lang vor jenem Hause stehen,
6Drinn das liebe liebe Liebchen wohnt,
7Weiß nicht, daß sein Treuer ferne ziehet,
8Stumm und harmvoll, wie der bleiche Mond.

9Breit' ich lange sehnend meine Arme
10Nach dem lieben lieben Liebchen aus,
11Und nun sprech' ich: lebet wohl, ihr Gassen!
12Lebe wohl, du stilles, stilles Haus!

13Und du Kämmerlein im Haus dort oben,
14Nach dem oft das warme Herze schwoll,
15Und du Fensterlein, draus Liebchen schaute,
16Und du Thüre, draus sie gieng, leb wohl!

17Geh' ich bang nun nach den alten Mauern,
18Schauend rückwärts oft mit nassem Blick,
19Schließt der Wächter hinter mir die Thore,
20Weiß nicht, daß mein Herze noch zurück.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Justinus Kerner (1786-1862)

* 09/18/1786 in Ludwigsburg, † 02/21/1862 in Weinsberg

männlich, geb. Kerner

deutscher Dichter, Arzt und medizinischer Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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