Theodor Fontane: Die arme Else (1851)

1Die Mutter spricht: „lieb Else mein,
2Du mußt nicht lange wählen;
3Man lebt sich in einander ein,
4Auch ohne Liebesquälen;
5Manch’ Eine nahm schon ihren Mann,
6Daß sie nicht sitzen bliebe,
7Und dünkte sich im Himmel dann,
8Und alles ohne Liebe.“

9Jung-Else hört’s und schloß das Band,
10Das ewge am Altare,
11Es nahm, zur Nacht, des Gatten Hand
12Den Kranz aus ihrem Haare;
13Ihr war zu Sinn, als ob der Tod
14Sie auf die Schlachtbank triebe, —
15Sie gab ihr Alles nach — Gebot,
16Und alles ohne Liebe.

17Der Mann ist schlecht, er liebt das Spiel,
18Und guten Trunk nicht minder,
19Sein Weib zu Hause weint zu viel,
20Und ewig schrein die Kinder;
21Spät kommt er heim, er kost, er — schlägt,
22Nachgiebig
23Sie trägt’s, wie nur die Liebe trägt,
24Und alles ohne Liebe.

25Sie wünscht’ sich oft: „es wär’ vorbei“,
26Wenn nicht die Kinder wären;
27So aber sucht sie, stets auf’s Neu,
28Den Gatten zu bekehren;
29Sie schmeichelt ihm, und ob er dann
30Auch kalt bei Seit’ sie schiebe,
31Sie nennt ihn: ihren
32Und alles ohne Liebe.

(Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

Bitte prüfe den Text zunächst selbst auf Auffälligkeiten und nutze erst dann die Funktionen!

Wähle rechts unter „Einstellungen“ aus, welcher Aspekt untersucht werden soll. Unter dem Text findest du eine Erklärung zu dem ausgewählten Aspekt.

Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Theodor Fontane (1819-1898)

* 12/30/1819 in Neuruppin, † 09/20/1898 in Berlin

männlich, geb. Fontane

deutscher Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

Bitte beachte unsere Hinweise zur möglichen Fehleranfälligkeit!

Gedichtanalysen zu diesem Gedicht