1Sonnengießen durch den Tag,
2Wellenhoch im fröhlichen Schlag
3Geht mein Herz, es schaukelt leise
4Eine Wiener Walzerweise.
5Sensenschwung und Sichelschnitt,
6Grün und gelb fällt Gras und Aehre,
7Meine Freude erntet mit:
8Segenschwere! Segenschwere!
9Unter einem Lindenbaum,
10Auf des weißen Kirchleins Hügel,
11Ruht ich aus; da hub mein Traum
12Surrend die Libellenflügel:
13Steht ein Feld im Korne schwer,
14Schwankt in goldnem Ueberschwange,
15Früchtefroh und reifebange,
16Trocken rauschend hin und her.
17An des Segens goldnem Rand,
18Wo des Himmels Blau sich breitet,
19Eine Sense in der Hand,
20Eine Bauerndirne schreitet.
21Weit aus, wuchtig ist ihr Schritt,
22Ueberhäupten ihr der Stahl
23Lacht in huchig hellem Glitzen;
24Schnell im Schwung mit einemmal
25Seh ichs durch die Bläue blitzen,
26Und die Magd beginnt den Schnitt.
27Bogenhalb dreht sich ihr Leib,
28Bogenweit greift aus das Eisen,
29Näher, näher kommt das Weib
30Hinter breitem Messerkreisen.
31Langsam rührt mit steter Kraft
32Sie der schweren Sense Schaft.
33Brach schon dehnt sich Stoppelleere.
34Wo rauschgolden sich die Aehre
35In des Windes Wehn gewiegt,
36Sterbestarr das Leben liegt.
37Näher, näher kommt sie her,
38Auf die Seele fällt mirs schwer.
39Augen zu. Ich höre den Schnitt,
40Und ein Klagen hör ich mit
41Von Millionen Sterbequalen.
42Stille dann. Scheu schau ich hin:
43Ruhend steht die Schnitterin
44Unter Abendsonnenstrahlen.
45Von des vollen Goldes Rot
46Einen Augenschein umloht,
47Dann im letzten, hellen Licht,
48Umrißschwarz ... Bist du der Tod!?
49Klar blickt sie mir ins Gesicht,
50Gütig, groß und mütterlich,
51Wendet in die Helle sich;
52Geht. Sie überwächst den Schein,
53Dunkel bricht von ihr herein.
54Wo rauschgolden sich die Aehre
55In des Windes Wehn gewiegt,
56Sterbestarr das Leben liegt.
57Allhin dehnt sich Stoppelleere.