Otto Julius Bierbaum: Schwerer Traum (1887)

1Ich lag an einem Birkenstamm
2Und sah durchs grüne Schleierlicht,
3Wie eine weiße Wolke schwamm
4Im hohen Blau. Und ein Gedicht

5Ward in mir. Leise sang michs ein;
6Ich schlief und lebte einen Traum:
7Mir wars, ich war ein Kind, und klein
8Stand neben mir der Birkenbaum.

9So schmächtig zart; ich griff ein Blatt
10Und blies darauf, da führte mich
11Ein Sturm in eine große Stadt
12Voll Lärm und Stöhnen fürchterlich.

13Ein glühend Ungeheuer stand
14Auf weitem Markt, und Dampf und Rauch
15Spie aus sein Mund, und seine Hand
16Riß alles her und riß mich auch.

17Fraß alles Leben in sich ein,
18Und alles Leben drängte sich
19Zu ihm mit jammergellem Schrein;
20So starb mit allem Leben ich.

21Das war, den ich geträumt, der Traum.
22Die weiße Wolke war nicht mehr,
23Und über meinem Birkenbaum
24Kroch wolkengrau ein Wetter her.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

* 06/28/1865 in Zielona Góra, † 02/01/1910 in Dresden

männlich

deutscher Autor und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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