1Deine Umarmungen sind wie Sturm,
2der uns über Weltenabgründe schwenkt,
3Deine Umarmungen sind wie wildduftender Regen,
4der das Blut mit Traum und Irrsein tränkt.
5Aber dann ist Tag. Nachtschwere Augen brechen auf,
6herwankend aus goldner Vernichtung und Tod,
7Durch Ströme dunklen Bluts rausch ich zurück
8wie Ebbe, fühle schneidend eine Not,
9Höre deines Herzens Schlag an meinem Herzen klopfen
10und weiß doch: du bist ganz fern und weit.
11Fühle: überm Feuer dieser Lust, die wir entfacht,
12weht eine Traurigkeit,
13Näher an dir! Gewölk, das meinem stillern
14Tagverlangen dein Gesicht entzieht,
15Fremdes, darein du flüchtest, drin sich deine Inbrunst,
16ferne Liebeslitaneien betend, niederkniet,
17Herzblut, das tropft, verschollene Worte,
18Streichen über heiße Stirn, Finger gefaltet,
19Blicke zärtlich tauend, die ich nie gekannt –
20Grenzenloses streckt sich wie ein undurchdringlich
21tiefes, dämmerunggefülltes Land,
22Gärten, zugewachsen, die ins Frühlicht eingeblüht
23bei deiner Seele stehn –
24Ich weiß: du müßtest über hundert Brücken,
25weite zugesperrte Straßen gehn,
26Rückwärts,
27in dein Mädchenland zurück,
28Müßtest deine Hand
29mir geben und das lange Stück
30Mit mir durchwandern,
31bis Erinnerung, Lust und Wehe dir entschwänden,
32Und wir in morgendlich begrünten Furchen
33vor dem Tal des neuen Aufgangs ständen ...
34Aber du blickst zurück. Schrickst auf und schauerst.
35Lächelst. Und deine Lippen sinken,
36Geflügel wilder Schwäne, über meinen Mund,
37als wollten sie sich um Erwachen
38und Besinnung trinken.