Friedrich Schiller: Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd! Titel entspricht 1. Vers(1782)

1Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
2Ins Feld, in die Freiheit gezogen!
3Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
4Da wird das Herz noch gewogen.
5Da tritt kein anderer für ihn ein,
6Auf sich selber steht er da ganz allein.

7Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
8Man sieht nur Herren und Knechte,
9Die Falschheit herrschet, die Hinterlist
10Bei dem feigen Menschengeschlechte.
11Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
12Der Soldat allein ist der freie Mann.

13Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
14Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,
15Er reitet dem Schicksal entgegen keck,
16Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,
17Und trifft es morgen, so lasset uns heut
18Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

19Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,
20Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,
21Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,
22Da meint er den Schatz zu erheben.
23Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,
24Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

25Der Reiter und sein geschwindes Roß,
26Sie sind gefürchtete Gäste;
27Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,
28Ungeladen kommt er zum Feste.
29Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,
30Im Sturm erringt er den Minnesold.

31Warum weint die Dirn und zergrämet sich schier?
32Laß fahren dahin, laß fahren!
33Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
34Kann treue Lieb nicht bewahren.
35Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
36Seine Ruh läßt er an keinem Ort.

37Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
38Die Brust im Gefechte gelüftet!
39Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
40Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet.
41Und setzet ihr nicht das Leben ein,
42Nie wird euch das Leben gewonnen sein.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Friedrich Schiller (1759-1805)

* 11/10/1759 in Marbach am Neckar, † 05/09/1805 in Weimar

männlich, geb. Schiller

natürliche Todesursache - Tuberkulose

deutscher Dichter, Philosoph und Historiker

(Aus: Wikidata.org)

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