1Lieben Freunde! Es gab schönre Zeiten
2Als die unsern – das ist nicht zu streiten!
3Und ein edler Volk hat einst gelebt.
4Könnte die Geschichte davon schweigen,
5Tausend Steine würden redend zeugen,
6Die man aus dem Schoß der Erde gräbt.
7Doch es ist dahin, es ist verschwunden,
8Dieses hochbegünstigte Geschlecht.
9Wir, wir
10Und der Lebende hat recht.
11Freunde! Es gibt glücklichere Zonen
12Als das Land, worin wir leidlich wohnen,
13Wie der weitgereiste Wandrer spricht.
14Aber hat
15War die
16Unser Herz erwarmt an
17Will der Lorbeer hier sich nicht gewöhnen,
18Wird die Myrte unsers Winters Raub,
19Grünet doch, die Schläfe zu bekrönen,
20Uns der Rebe muntres Laub.
21Wohl von größerm Leben mag es rauschen,
22Wo vier Welten ihre Schätze tauschen,
23An der Themse, auf dem Markt der Welt.
24Tausend Schiffe landen an und gehen,
25Da ist jedes Köstliche zu sehen,
26Und es herrscht der Erde Gott, das Geld.
27Aber nicht im trüben Schlamm der Bäche,
28Der von wilden Regengüssen schwillt,
29Auf des stillen Baches ebner Fläche
30Spiegelt sich das Sonnenbild.
31Prächtiger als wir in unserm Norden
32Wohnt der Bettler an der Engelspforten,
33Denn er sieht das ewig einzge Rom!
34Ihn umgibt der Schönheit Glanzgewimmel,
35Und ein zweiter Himmel in den Himmel
36Steigt Sankt Peters wunderbarer Dom.
37Aber Rom in allem seinem Glanze
38Ist ein Grab nur der Vergangenheit,
39Leben duftet nur die frische Pflanze,
40Die die grüne Stunde streut.
41Größres mag sich anderswo begeben,
42Als bei uns in unserm kleinen Leben,
43Neues – hat die Sonne nie gesehn.
44Sehn wir doch das Große
45Auf den Brettern, die die Welt bedeuten,
46Sinnvoll, still an uns vorübergehn.
47Alles wiederholt sich nur im Leben,
48Ewig jung ist nur die Phantasie,
49Was sich nie und nirgends hat begeben,
50Das allein veraltet nie!