Friedrich von Logau: Von Anstand und von Fried und vielen schönen Dingen Titel entspricht 1. Vers(1630)

1Von Anstand und von Fried und vielen schönen Dingen
2Will Fama dieser Zeit ein neues Liedlein singen;
3Doch weiß ich nicht, obs neu. Der Anstand ist gar alt;
4Der Fried' ist auch für längst gar recht, gar wol bestalt.
5Was darff ein Anstand sein, wo nie man noch gestritten?
6Da Waffen und ihr Brauch nach dieses Krieges Sitten
7Gleichwie in einem Spiel nur bloß zum Scherz und Schein
8Und daß sie nicht der Rost zerfreß, in Händen sein?
9Was darff ein Anstand sein, wo nie kein Feind sich findet,
10Der zu bekriegen steht, und wo man sich nur gründet
11Auf Meinung, unser Land nach draußgeschöpfftem Nutz
12Alsdenn dem lieben Gott zu geben in den Schutz?
13Was darff ein Anstand sein, wo man die Krieges-Kinder
14Gar glimpf- und gütlich meint und bloß die feisten Rinder
15Sambt ihrer jungen Art um etwa Pferd und Schwein,
16Schaaf, Hun, Han, Ente, Gans läst seine Feinde sein?
17Der Fried' ist lange schon in unsre Gräntzen kommen,
18Da jene viel zwar uns, wir ihnen nichts genommen,
19Indem wir uns bemüht, (o eine feine Kunst!)
20Zu brechen ihren Trotz durch unsre gute Gunst.
21Es ist ja Fried' und Ruh im Lande gantz die Völle;
22Das Feld hält Sabat-Tag; der Acker liget stille
23Und duldet nicht wie vor, daß ihm viel Wunden schlug
24Deß Bauers frecher Arm und ein tyrannisch Pflug.
25Es ist ja Friede da; man darf ja mehr nicht sorgen,
26Wie jeder Hab und Gut für Dieben hält verborgen
27In sicherem Gemach; es bleibt ja Gold und Geld
28In festem Hause so, wie durch das offen Feld.
29Hierum singt Fama falsch von Anstand und von Friede;
30Ihr Sinn sei dieser denn, daß, weil die Welt ist müde
31Der alten deutschen Treu, nur mit Betrieglichkeit
32Man habe steten Fried' und Krieg mit Redligheit.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Friedrich von Logau (1605-1655)

* 01/01/1605 in Q4972670, † 07/24/1655 in Legnica

männlich

Dichter des Barock

(Aus: Wikidata.org)

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