1Fern ab am Horizont, auf Felsenrissen,
2Liegt der gewitterschwarze Krieg getürmt.
3Die Blitze zucken schon, die ungewissen,
4Der Wandrer sucht das Laubdach, das ihn schirmt.
5Und wie ein Strom, geschwellt von Regengüssen,
6Aus seines Ufers Bette heulend stürmt,
7Kommt das Verderben, mit entbundnen Wogen,
8Auf alles, was besteht, herangezogen.
9Der alten Staaten graues Prachtgerüste
10Sinkt donnernd ein, von ihm hinweggespült,
11Wie, auf der Heide Grund, ein Wurmgeniste,
12Von einem Knaben scharrend weggewühlt;
13Und wo das Leben, um der Menschen Brüste,
14In tausend Lichtern jauchzend hat gespielt,
15Ist es so lautlos jetzt, wie in den Reichen,
16Durch die die Wellen des Kozytus schleichen.
17Und ein Geschlecht, von düsterm Haar umflogen,
18Tritt aus der Nacht, das keinen Namen führt,
19Das, wie ein Hirngespinst der Mythologen,
20Hervor aus der Erschlagnen Knochen stiert;
21Das ist geboren nicht und nicht erzogen
22Vom alten, das im deutschen Land regiert:
23Das läßt in Tönen, wie der Nord an Strömen,
24Wenn er im Schilfrohr seufzet, sich vernehmen.
25Und du, o Lied, voll unnennbarer Wonnen,
26Das das Gefühl so wunderbar erhebt,
27Das, einer Himmelsurne wie entronnen,
28Zu den entzückten Ohren niederschwebt,
29Bei dessen Klang, empor ins Reich der Sonnen,
30Von allen Banden frei die Seele strebt;
31Dich trifft der Todespfeil; die Parzen winken,
32Und stumm ins Grab mußt du daniedersinken.
33Erschienen, festlich, in der Völker Reigen,
34Wird dir kein Beifall mehr entgegen blühn,
35Kein Herz dir klopfen, keine Brust dir steigen,
36Dir keine Träne mehr zur Erde glühn,
37Und nur wo einsam, unter Tannenzweigen,
38Zu Leichensteinen stille Pfade fliehn,
39Wird Wanderern, die bei den Toten leben,
40Ein Schatten deiner Schön' entgegenschweben.
41Und stärker rauscht der Sänger in die Saiten,
42Der Töne ganze Macht lockt er hervor,
43Er singt die Lust, fürs Vaterland zu streiten,
44Und machtlos schlägt sein Ruf an jedes Ohr, –
45Und da sein Blick das Blutpanier der Zeiten
46Stets weiter flattern sieht, von Tor zu Tor,
47Schließt er sein Lied, er wünscht mit ihm zu enden,
48Und legt die Leier weinend aus den Händen.