Gotthold Ephraim Lessing: Vi. Das Muster der Ehen (1755)

1Ein rares Beispiel will ich singen,
2Wobei die Welt erstaunen wird.
3Daß alle Ehen Zwietracht bringen,
4Glaubt jeder, aber jeder irrt.

5Ich sah das Muster aller Ehen,
6Still, wie die stillste Sommernacht.
7O! daß sie keiner möge sehen,
8Der mich zum frechen Lügner macht!

9Und gleichwohl war die Frau kein Engel,
10Und der Gemahl kein Heiliger;
11Es hatte jedes seine Mängel.
12Denn niemand ist von allen leer.

13Doch sollte mich ein Spötter fragen,
14Wie diese Wunder möglich sind?
15Der lasse sich zur Antwort sagen:
16Der Mann war taub, die Frau war blind.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

* 01/22/1729 in Kamenz, † 02/15/1781 in Braunschweig

männlich, geb. Lessing

deutscher Dichter der Aufklärung

(Aus: Wikidata.org)

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