1Die Laube prangt mit jungem Grün:
2Es tönen ihre dunkeln Buchen
3Von Vögeln, die voll Wollust glühn,
4Von Frühlingstrieben glühn und Scherz und Schatten su-
5chen.
6Soll, was der Wahn Geschäfte nennt,
7Uns um so schöne Zeit betrügen?
8Freund! wer des Lebens Kürze kennt,
9Der legt es klüger an und braucht es zum Vergnügen.
10Geneuß den feuervollen Wein:
11Beym Weine herrscht vertraulich Scherzen.
12Oft ladet Amor sich mit ein,
13Und sein verborgner Pfeil schleicht in die offnen Herzen.
14Der schlaue Gott ist niemals weit;
15Ich wittre seine sanften Triebe:
16Denn grüner Lauben Dunkelheit
17Ist für den Weingott schön, noch schöner für die Liebe.
18Geliebte Schatten! weicher Klee!
19Ach! wäre Galathee zugegen!
20Ach! sollt ich, holde Galathee,
21Um deinen weissen Hals die Arme brünstig legen
22Wo süsser Lippen Rosen blühn,
23Wer kann sie sehn und nicht verlangen?
24Die jugendlichen Küsse fliehn
25Bey welkem Reiz vorbey und suchen frische Wangen.
26Ein leblos Auge rührt mich nicht;
27Kein blödes Kind wird mich gewinnen,
28Das reizt, solang der Mund nicht spricht,
29Und eine Venus ist, doch ohne Charitinnen.