1Hinunter in der Erde Schooß,
2Weg aus des Lichtes Reichen,
3Der Schmerzen Wuth und wilder Stoß
4Ist froher Abfahrt Zeichen.
5Wir kommen in dem engen Kahn
6Geschwind am Himmelsufer an.
7Gelobt sey uns die ewge Nacht,
8Gelobt der ewge Schlummer.
9Wohl hat der Tag uns warm gemacht,
10Und welk der lange Kummer.
11Die Lust der Fremde ging uns aus,
12Zum Vater wollen wir nach Haus.
13Was sollen wir auf dieser Welt
14Mit unsrer Lieb' und Treue.
15Das Alte wird hintangestellt,
16Was soll uns dann das Neue.
17O! einsam steht und tiefbetrübt,
18Wer heiß und fromm die Vorzeit liebt.
19Die Vorzeit wo die Sinne licht
20In hohen Flammen brannten,
21Des Vaters Hand und Angesicht
22Die Menschen noch erkannten.
23Und hohen Sinns, einfältiglich
24Noch mancher seinem Urbild glich.
25Die Vorzeit, wo noch blüthenreich
26Uralte Stämme prangten,
27Und Kinder für das Himmelreich
28nach Quaal und Tod verlangten.
29Und wenn auch Lust und Leben sprach,
30Doch manches Herz für Liebe brach.
31Die Vorzeit, wo in Jugendglut
32Gott selbst sich kundgegeben
33Und frühem Tod in Liebesmuth
34Geweiht sein süßes Leben.
35Und Angst und Schmerz nicht von sich trieb,
36Damit er uns nur theuer blieb.
37Mit banger Sehnsucht sehn wir sie
38In dunkle Nacht gehüllet,
39In dieser Zeitlichkeit wird nie
40Der heiße Durst gestillet.
41Wir müssen nach der Heymath gehn,
42Um diese heilge Zeit zu sehn.
43Was hält noch unsre Rückkehr auf,
44Die Liebsten ruhn schon lange.
45Ihr Grab schließt unsern Lebenslauf,
46Nun wird uns weh und bange.
47Zu suchen haben wir nichts mehr –
48Das Herz ist satt – die Welt ist leer.
49Unendlich und geheimni?voll
50Durchströmt uns süßer Schauer –
51Mir däucht, aus tiefen Fernen scholl
52Ein Echo unsrer Trauer.
53Die Lieben sehnen sich wohl auch
54Und sandten uns der Sehnsucht Hauch.
55Hinunter zu der süßen Braut,
56Zu Jesus, dem Geliebten –
57Getrost, die Abenddämmrung graut
58Den Liebenden, Betrübten.
59Ein Traum bricht unsre Banden los
60Und senkt uns in des Vaters Schooß.