Alfred Lichtenstein: Sonntagnachmittag (1912)

1Auf faulen Straßen lagern Häuserrudel,
2Um deren Buckel graue Sonne hellt.
3Ein parfümierter, halbverrückter kleiner Pudel
4Wirft wüste Augen in die große Welt.

5In einem Fenster fängt ein Junge Fliegen.
6Ein arg beschmiertes Baby ärgert sich.
7Am Himmel fährt ein Zug, wo windge Wiesen liegen;
8Malt langsam einen langen dicken Strich.

9Wie Schreibmaschinen klappen Droschkenhufe.
10Und lärmend kommt ein staubger Turnverein.
11Aus Kutscherkneipen stürzen sich brutale Rufe.
12Doch feine Glocken dringen auf sie ein.

13In Rummelplätzen, wo Athleten ringen,
14Wird alles dunkler schon und ungenau.
15Ein Leierkasten heult und Küchenmädchen singen.
16Ein Mann zertrümmert eine morsche Frau.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Alfred Lichtenstein (1889-1914)

* 08/23/1889 in Berlin, † 09/25/1914 in Département Somme

männlich, geb. Lichtenstein

deutscher Jurist und expressionistischer Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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