Alfred Lichtenstein: Regennacht (1913)

1Der Tag ist futsch. Der Himmel ist ersoffen.
2Wie falsche Perlen liegen kleine Stumpen
3Zerhackten Lichts umher und machen offen
4Ein wenig Straße, ein paar Häuserklumpen.

5Verfault ist alles sonst und aufgefressen
6Von schwarzem Nebel, der wie eine Mauer
7Herunterfällt und morsch ist. Und im Pressen
8Bröckelt wie Schutt der Regen – dichter – grauer –

9Als wollte jeden Augenblick die ganze
10Verseuchte Finsternis zusammensinken.
11Wie eine seltsame, ertrunkne Pflanze
12Unten im Sumpf siehst du ein Auto blinken.

13Die ältsten Huren kommen angekrochen
14Aus nassen Schatten – schwindsüchtige Kröten.
15Dort schleicht eins. Dorten wird ein Schein erstochen.
16Der Regensturz will alles übertöten ...

17Du aber wanderst durch die Wüsteneien.
18Dein Kleid hängt schwer. Durchnäßt sind deine Schuhe.
19Dein Auge ist verrückt von Gier und Schreien.
20Und dieses treibt dich – und du hast nicht Ruhe:

21Vielleicht erscheint inmitten düstrer Feuer
22Der Teufel selbst in der Gestalt des Schweines.
23Vielleicht geschieht etwas ganz ungeheuer
24Blödsinniges, Brutales, Hundsgemeines.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Alfred Lichtenstein (1889-1914)

* 08/23/1889 in Berlin, † 09/25/1914 in Département Somme

männlich, geb. Lichtenstein

deutscher Jurist und expressionistischer Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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