Hermann von Lingg: Walpurgisnacht vorbei! Titel entspricht 1. Vers(1862)

1Walpurgisnacht vorbei!
2Es stürmt und wetterleuchtet,
3Den Einzug hält der Mai,
4Von Dämmergrau'n umfeuchtet.

5An Felsen Flutgeroll,
6Verglimmend Sterngefunkel,
7Im Wald schlägt sehnsuchtsvoll
8Die Drossel tief im Dunkel.

9Die Windfahn' krächzt am Dach,
10Der Uhu im Geklüfte;
11Was wispert wie ein Ach
12Verhallend in die Lüfte?

13Ein Hexchen ist's, die just
14Vom Blocksberg heimgefahren,
15Beschneit die volle Brust
16Und Blüten in den Haaren.

17Am grünen Fensterbrett
18Da duften die Violen;
19Sie wirft sich auf ihr Bett
20Mit schwerem Atemholen.

21Die Händchen ruhn im Schoß,
22Ein Schleier hängt zerrissen
23Um ihr Gesichtchen los,
24Sie drückt es in die Kissen.

25Am Tisch brennt, tief im Docht,
26Von gestern noch die Kerze,
27Ihr Herzchen pocht, es pocht
28In wildem Liebesschmerze.

29Verschlafen kräht der Hahn,
30Ein Blitz noch, und ein trüber,
31Umwölbter Tag bricht an –
32Walpurgisnacht vorüber!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

Bitte prüfe den Text zunächst selbst auf Auffälligkeiten und nutze erst dann die Funktionen!

Wähle rechts unter „Einstellungen“ aus, welcher Aspekt untersucht werden soll. Unter dem Text findest du eine Erklärung zu dem ausgewählten Aspekt.

Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Hermann Lingg (1820-1905)

* 01/22/1820 in Lindau, † 06/18/1905 in München

männlich, geb. Lingg

deutscher Dichter

(Aus: Wikidata.org)

Bitte beachte unsere Hinweise zur möglichen Fehleranfälligkeit!

Gedichtanalysen zu diesem Gedicht