1Ach, bist du fort? aus welchen güldnen Träumen
2Erwach' ich jetzt zu meiner Qual!
3Kein Bitten hielt dich auf, du wolltest doch nicht säumen,
4Du flogst davon zum zweitenmal.
5Zum zweitenmal sah ich dich Abschied nehmen,
6Dein göttlich Aug' in Thränen stehn,
7Für deine Freundinnen – des Jünglings stummes Grämen
8Blieb unbemerkt, ward nicht gesehn.
9O warum wandtest du die holden Blicke
10Beim Abschied immer von ihm ab?
11O warum ließest du ihm nichts, ihm nichts zurücke
12Als die Verzweiflung und das Grab?
13Wie ist die Munterkeit von ihm gewichen!
14Die Sonne scheint ihm schwarz, der Boden leer,
15Die Bäume blühn ihm schwarz, die Blätter sind verblichen,
16Und alles welket um ihn her.
17Er läuft in Gegenden wo er mit dir gegangen,
18Im krummen Bogengang, im Wald, am Bach –
19Und findet dich nicht mehr – und weinet voll Verlangen
20Und voll Verzweiflung dort dir nach.
21Dann in die Stadt zurück, doch die erweckt ihm Grauen,
22Er findet dich nicht mehr, Vollkommenheit!
23Ein andrer mag nach jenen Puppen schauen,
24Ihm sind die Närrinnen verleid't.
25O laß dich doch, o laß dich doch erflehen,
26Und schreib' ihm einmal nur – ob du ihn liebst!
27Ach, oder laß ihn nie dich wiedersehen,
28Wenn du ihm diesen Trost nicht giebst!
29Wie? nie dich wiedersehn? – Entsetzlicher Gedanke!
30Ström' alle deine Qual auf mich!
31Ich fühl', ich fühl' ihn ganz – es ist zu viel – ich wanke –
32Ich sterbe, Grausame – für dich!