1Was scheibst du armer Persifflant, was lärmst du doch?
2Es gilt ja nichts, geh schweig' und lerne noch!
3Herunter mit dem Herzen! mitgeschworen
4Zur bunten Fahn' der klaßischen Autoren,
5Geh lern' gemeinen Sinn
6Betäub' dein reges Hirn mit Rauchtoback,
7Die linke Hand beständig in den Hosen –
8Nur so gelingt es dir, den Ohren liebzukosen.
9Beym dritten Wort Schäsmin, beym vierten Grazien
10Macht Herz und Augen zu Ergiessungen,
11Mit Noten ohne Zahl von Sylph und Faunen
12Machst du die Journalisten staunen.
13Ach sey ein grosser Mann und lecke wer dich leckt,
14Associire dich, sonst wirst du nie geschmeckt.
15Das deutsche Publicum weiß nimmer aufzuhören;
16Rennt's einmal einen Weg, so ists nicht umzukehren.
17Wer's einmal an sich zog, der schwatz und stelle sich
18Mein'thalben auf den Kopf, er zieht es ewiglich.
19Sobald es ihm gefällt das Mäulchen krumm zu machen,
20So lacht's und lacht's ein unauslöschlich Lachen
21Und wenn er's wieder dann zusammen zieht,
22Sind's alle Nioben, die weinen in sein Lied.
23Es steht ja nur bey dir dich mit ihm einzudrängen;
24Häng dich an ihn mein Sohn, sonst bleibst du hängen.
25Wer grad vor sich aus beyden Augen sieht,
26Hat Schlangen um den Kopf, die jeder flieht.
27Ein überspanntes Hirn nur darf sich trauen,
28Die scheußliche Medusa anzuschauen,
29Und wollte gar ein Kerl behaupten, sie sey schön
30So wär' er ein Genie, wie wir das Wort verstehn:
31Ein Ungeheur mit funkelnd hohlem Munde
32Mit mehr als einem bösen Feind im Bunde,
33Ein wilder Gems der immer Hopsa springt
34Und Gaßner
35Schneid immer hübsch die Federn, eh du schreibest,
36Schlag die Excerpten auf, putz dir die Nägel, bleibest
37Du eine Stund' am Pult, so müßt' es schändlich seyn,
38Stieg' nicht mit Haus und Hof Apoll in dich hinein –
39Mit Gratien und Amoretten. Deine Lieder
40Wie werfen sie den Drachen Python nieder,
41In dessen rauhem Ohr die holde Melodie
42Unendlich sich verliert in tiefe Apathie.
43Er frißt dich nicht, du hast ihn überwunden,
44Er spielt mit dir in Dauungsstunden.
45Nur eines noch. Seit kurzer Zeit
46Treibt man das Ding mit mehr Verschlagenheit.
47Man nennt sein Tage nichts bey Namen,
48Man hustet, winkt – aus Achtung für die Damen,
49Die uns denn schon, sind ihre Seelen schön,
50Aufs Zehntheil eines Worts verstehn.
51Das giebt denn ein Gelächel, ein Geflüster
52Als wärens Herrenhuts Geschwister,
53Und gienge gleich mit Creutzluftvögelein
54Ins blaue Cabinet hinein.
55Gottlob und Dank es sind der schönen Seelen
56Soviele schon, daß uns die Sänger fehlen,
57Und wie den Sand am Meer schafft Frau Mama Natur
58Die Abonnenten zum Merkur.
59Sing ihnen nach und lecke deine Reime
60Wie Bären ihre Brut. An diesem Vogelleime
61Klebt jegliches Insekt, vertieft mit Wollust sich
62Und stirbt den süssen Tod und seegnet dich
63Noch schnappend, stammelnd, mit gebrochnen Augen
64Und glaubt Ambrosia zu saugen.
65Welch ein Triumph! in deinem Bernstein findt
66Die Nachwelt einst wie manches schöne Kind,
67Das deiner Influenz sich willig überlassen,
68Froh am Altar der Venus zu erblassen.