1Der frohe Frühling kömmt heran,
2Der Schnee dem Klee entweichet;
3Der Lenz, der bunte Blumenmann,
4Mit linden Winden häuchet.
5Die Erd' eröffnet ihre Brust,
6Mit Saft und Kraft erfüllet;
7Der zarte West, der Felder Lust,
8Hat nun den Nord gestillet.
9Es hat der silberklare Bach
10Den Harnisch ausgezogen,
11Es jagt die Fluth der Fluthe nach,
12Durch bunten Kies gesogen.
13Das Thauen nun die Auen frischt,
14Die weiße Wollenheerde
15Auf neubegrüntem Teppich tischt
16Und tanzet auf der Erde.
17Man hört die heisre Turteltaub',
18Die Schwalb' und Nachtigallen.
19Das grünlichweiße Blüthenlaub
20Muß aus den Knospen fallen
21Und bauen diesen Schattenthron
22Den Luft- und Feldergästen.
23Die Rose hebt die Dornenkron'
24Auf schwachen Stachelästen.
25Die Sonne wieder stärker scheint
26Und machet früher wachen.
27Allein die dürre Rebe weint,
28Wann Feld und Wälder lachen.
29Die hochgeschätzte Tulipan,
30Das Sinnbild auf dem Beete,
31Zieht ihre fremden Kleider an
32Und pranget in die Wette.
33Ach Gott, der du mit so viel Gut
34Bekrönst des Jahres Zeiten,
35Laß uns auch mit erfreutem Muth
36Zum Paradies bereiten,
37Da wir dich werden für und für,
38Die höchste Schönheit, finden,
39Dagegen diese schnöde Zier
40Ist eitler Staub der Sünden.