Georg Trakl: Das Gewitter (1900)

1Ihr wilden Gebirge, der Adler
2Erhabene Trauer.
3Goldnes Gewölk
4Raucht über steinerner Öde.
5Geduldige Stille odmen die Föhren,
6Die schwarzen Lämmer am Abgrund
7Wo plötzlich die Bläue
8Seltsam verstummt,
9Das sanfte Summen der Hummeln.
10O grüne Blume –
11O Schweigen.

12Traumhaft erschüttern des Wildbachs
13Dunkle Geister das Herz,
14Finsternis,
15Die über die Schluchten hereinbricht!
16Weiße Stimmen
17Irrend durch schaurige Vorhöfe,
18Zerrißne Terrassen,
19Der Väter gewaltiger Groll, die Klage
20Der Mütter,
21Des Knaben goldener Kriegsschrei
22Und Ungebornes
23Seufzend aus blinden Augen.

24O Schmerz, du flammendes Anschaun
25Der großen Seele!
26Schon zuckt im schwarzen Gewühl
27Der Rosse und Wagen
28Ein rosenschauriger Blitz
29In die tönende Fichte.
30Magnetische Kühle
31Umschwebt dies stolze Haupt,
32Glühende Schwermut
33Eines zürnenden Gottes.

34Angst, du giftige Schlange,
35Schwarze, stirb im Gestein!
36Da stürzen der Tränen
37Wilde Ströme herab,
38Sturm-Erbarmen,
39Hallen in drohenden Donnern
40Die schneeigen Gipfel rings.
41Feuer
42Läutert zerrissene Nacht.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Georg Trakl (1887-1914)

* 02/03/1887 in Salzburg, † 11/03/1914 in Buenos Aires

männlich, geb. Trakl

Suizid - Überdosis

österreichischer Dichter des Expressionismus

(Aus: Wikidata.org)

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