1Das Tagewerk ist abgethan.
2Gieb, Vater, deinen Segen!
3Nun dürfen wir der Ruhe nahn;
4Wir thaten nach Vermögen.
5Die holde Nacht umhüllt die Welt,
6Und Stille herrscht in Dorf und Feld.
7Ohn' Ende kreist der Rundelauf
8Der eitlen Lebenssorgen;
9Den Müden nimmt der Abend auf,
10Ihn weckt der andre Morgen.
11Man trachtet, hofft, genießt, wird satt;
12Groß sieht's, wer wünscht, und klein, wer hat.
13Aus Lieb' hat uns der Vater Schweiß
14Und Arbeit auferleget.
15Des Leibes Wohl gedeiht durch Fleiß;
16Der Geist auch wird erreget,
17Und strebt aus eitler Sorgen Tand
18Empor zu Gott, der ihn gesandt.
19Wann du getreu vollendet hast,
20Wozu dich Gott bestellte;
21Behaglich fühlst du dann die Rast
22Vom Thun in Hitz' und Kälte.
23Am Himmel blinkt der Abendstern,
24Und zeigt noch beßre Rast von fern.
25Auf Halm und Blume läßt geheim
26Der Vater Labsal tauen;
27Mit lassem Kniee wandert heim
28Der Mensch aus kühlen Auen;
29Ihn bettet Gott zu süßer Ruh',
30Und zieht des Dunkels Vorhang zu.
31Er aber sorgt indes und wacht
32Für uns mit Vatergnade,
33Daß nicht ein Unfall wo bei Nacht
34An Leib und Gut uns schade.
35Wir ruhn uns selber unbewußt,
36Und wachen auf voll Kraft und Lust.
37So ruhn wir, naht das Stündlein einst,
38Im Rasenbett der Erde.
39Was sinnest du am Grab und weinst!
40Gott ruft auch hier sein Werde!
41Bald neugeschaffen stehn wir auf,
42Und heben an den neuen Lauf.