1Du liebst mich nicht –
2O Gott, wie traf mein Herz mit schmetterndem Gewicht,
3Wie traf mit wilder Mörderkraft
4Die Zeitung mich: Verschmäht ist deine Leidenschaft!
5Unsäglich hab' ich dich geliebt –
6Mein Herz hat nah' und fern nach dir gestrebt, gesehnet,
7Mein Auge heimlich dir gethränet,
8Und jede Nerve sich nach dir gespannt, gedehnet –
9Fürwahr, ich hab' unsäglich dich geliebt.
10Noch jetzt sogar,
11Noch jetzt, zerreißt mein wundes Herz
12Die Leidenschaft um dich mit jedem Höllenschmerz,
13Und tausend Mahl hab' ich in schwarzen Stunden
14Verdammter Geister Qual um dich, um dich empfunden.
15Zwar hab' ich auch in stillern Augenblicken,
16Mit süßerm seeletrauerndem Entzücken,
17Um dich geweint!!
18Und sieh! Nicht ganz unselig ist der Mann,
19Deß Auge nur noch weinen kann!
20Doch ach! in wenigen Sekunden
21Ist diese Dämmerung aus meiner Seele schwunden,
22Und öd' und schwarz,
23Wie Gräber, stand vor mir der stumme große Schmerz,
24Und Eine lange Mitternacht
25Hab' ich um dich verwälzt, verseufzet und verwacht.
26Mit hellgeschliff'nem Feuerschein
27Lud oft mitleidig mich mein Stahl zum Tode ein.
28Gefaßt, geblößt, gezückt hab' ich ihn, doch sofort
29Gedacht' ich dein, und fuhr um dich zu leben fort!
30Denn wehe mir!
31Noch unzertrennlich hängt mein ganzes Herz an dir.
32Ich saug' aus deinen Blicken
33Den Tod!
34Ich schlinge mit rasendem Entzücken
35Den Gift von deiner Wangen Blumenroth.
36Du aber wandelst stolz und heiter
37Vor meiner Qual vorbei, und bist
38Erfreut ob meinem Schmerz, siehst ihn, und wandelst weiter,
39Zufrieden, daß mein Stolz herab erniedrigt ist – –
40Ich kann's nicht tragen –
41Mit wilden Schlägen
42Empört sich mein Herz.
43Ich kann's nicht fassen,
44Ich will dich hassen,
45Und meinen Schmerz.
46Noch Einen Tag,
47So will ich dir enteilen,
48Von deinen Pfeilen
49Verwund't und bis zum Tode schwach.
50Doch diese tiefen Wunden, ach!
51Wird keiner Ferne Kraft, kein fremder Boden heilen – –
52Es flieht, den Stahl im Busen,
53Das Reh den Platz, wo es der Pfeilschuß trifft.
54Es fliehet, blutet, rennt, trägt fort den Tod im Busen,
55Stürzt, blutet, ächzt und stirbt auf fremder Trift.