1Ach geht doch oft, ihr Schönen,
2An hellen Frülingstagen,
3Ins Feld und ins Gebüsche!
4Welch irdisches Vergnügen
5Wird euren Geist ermuntern!
6Welch Labsal, welche Wonne,
7Wird euer Herz erfrischen!
8Wie
9Den Reitz der Freude spüret,
10So werdet ihr ihn spüren.
11Ihr werdet Blumen sehen,
12Und sie mit Seide stikken,
13Wenn ihr zurükke kehret,
14So, wie sie
15Wenn er zurükke kehret.
16Ihr werdet, voll Vergnügen,
17Den Spieltisch wieder suchen,
18Wenn ihr zurükke kehret.
19Ihr werdet Männer reitzen,
20Ihr werdet Freunde lokken,
21Euch in den Busch zu führen.
22Ihr werdet Caffe trinken,
23Und noch die Lust empfinden,
24Die ihr im Busch empfunden;
25Ihr werdet treuen Schwestern,
26Ihr werdet Dienerinnen
27Viel Schönes von den Auen,
28Und von den Wäldern sagen;
29Ihr sollt mit Lust erzählen,
30Was euer Blikk gesehen.
31Erwählt mich nur zum Führer
32Und seht, was ich einst sahe,
33Am schönsten Frülingstage!
34Ein heller Regenbogen,
35Stand um den halben Himmel,
36In treuflend schwarzen Wolken.
37Er stand, mit tausend Farben,
38Der Sonne gegenüber.
39Die Sonne, frei von Wolken,
40Umgab, mit goldnen Strahlen,
41Den halben blauen Abgrund.
42Es glänzt um tausend Blumen,
43Ein silberweisser Schimmer;
44Es hiengen, um die Rosen,
45Die hellsten Wassertropfen,
46Wie, um den Hals der Braunen,
47Die hellsten Perlen hangen.
48Ein schlauer starker Zefir
49Bewegte, wo er schwärmte,
50Die Gipfel hoher Tannen
51Die Wies und Thal umgrenzten,
52Und wenn er sie bewegte,
53So sah man, auf den Gipfeln,
54Wie Licht und Schatten wechselt.
55Am niedrigen Gesträuche
56Bewegte sich der Schatten,
57Wenn die geschlanken Zweige,
58Durch Zefirs Hauch belebet,
59Sanft an einander schlugen.
60Hierdurch entstand, im Busche,
61Das lieblichste Geräusche,
62Zu welchem sich das Murmeln
63Der kleinen nahen Bäche,
64Und tausend helle Kehlen
65Der kleinen Vögel mischten.
66Es lokkten Nachtigallen,
67Es sangen Staar und Amseln
68Es schlugen Wachtelhäne.
69Indem ich ihre Lieder
70Mit stillem Lobe hörte:
71Sprang, aus dem dikken Busche,
72Ein stolzer Hirsch ins Wasser;
73Und plötzlich blieb er stehen,
74Und schien sich zu besinnen,
75Und langsam ging er weiter,
76Und, mitten auf der Wiese,
77Besah er sich im Wasser.
78Er wies, mit steifem Kopfe,
79Sein prächtiges Geweihe.
80Als sich der Corsen König,
81In seiner Krone zeigte,
82Ließ er nicht halb so prächtig.
83Er putzte mit der Zunge
84An Beinen ohne Waden,
85Und stand auf dreien Beinen,
86Gleich als sich seinen Augen
87Die schönste Hirschkuh zeigte.
88Schnell trat er auf vier Beine,
89Und ging im hohen Grase,
90Stolz, wie ein Fürst der Thiere,
91Gerade nach der Schönen.
92Sie sahe den Geliebten,
93Sie ging ihm selbst entgegen.