Adolf Glaßbrenner: Der Briefträger (1843)
1Meine Lotte, die Gräfin, war eben dabei
2Zu schlürfen vom Mokka drei Tassen,
3Um mir zum Frühstück den würzigen Rauch
4In die Nase ziehen zu lassen:
5Da rief es von draußen schon wieder: »Herein!«
6Und es trat, als von Lotten geklopft war,
7Der Briefträger ein, ein knieschlotternder Greis,
8Der gepudert, toupirt und bezopft war.
9Er setzte sich nieder und suchte sodann
10Unter Aechzen und Athemgeschnappe,
11Einen Brief, dessen Siegel zerbrochen schon war,
12Langsam hervor aus der Mappe.
13»drei kupferne Pim ... Pampels Porto ... u ... und,«
14Sprach er stotternd, ihn mir überreichend,
15»und zehn für die Durchsicht der Regier ... gier ... gierung!«
16Versetzte er hustend und keuchend.
17Ich zahlte, wogegen so freundlich er war,
18Mein Erstaunen in etwas zu mildern
19Und das, was despotische Willkühr mir schien,
20Als sittliche Ordnung zu schildern.
21»die Regier ... ung erachtet die Oeff.. entlichkeit,
22So weit sie ihr nutzbar, f f für heilig,
23Den geheimen Verkehr zwischen Bürgern a ... a ...
24A ... aber für sehr na ... nachtheilig.
25Sie mu ... mu ... muß immer in Kenntniß von dem,
26Was No ... Noth thu ... thu ... thu ... thut thut ... bleiben,
27Und darum A ... A ... Alles wi ... wissen, wa ... was
28Die Burr ... Bürger dede ... denken und treiben.
29Das Po ... Po ... Po ... Porto ist billig, der Pppreis
30Für's D.. Durchlesen allerdings theuer,
31Doch ist dies eine weh ... wenig drückende und
32Mu ... Moralisch wirr ... wirkende Steuer.
33Sie h ... emmt den geheimen und geist'gen Verkehr,
34So Bei ... Beide im Dienst sind beim Satan;
35Sie hält die Burr ... Bürger vom Schrei ... Schreiben ab,
36Und spie ... spornt sie zur Arbeit und That an.« –
37»die höhere Dummheit, die sich offenbart
38In all solchem Schu- und Verriegeln,
39Anerkenne ich gern, doch warum trotzdem
40Ihre Briefe die Leute noch
41»das müssen,« unterbrach mich der Alte, »sie thun
42Weil's zum fi ... na ... na ... nanziellen Wohl ist
43Des Sult ... ha ... ha ... han's, weil der Siegel la ... la ...
44La ... Lack sein Monopo ... pol ist.«
45Nach diesem Gestottere stotterte er
46Ein Adieu noch unwirsch und verdrießlich,
47Und schlotterte Kniee und wackelte Zopf
48Und hustete stark und verließ mich.
49Ich aber ich, konnte nunmehr das Billet,
50Das staatsrevidirte, entfalten,
51Und will meinen irdischen Lesern nicht
52Länger das, was dasselbe-
(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)
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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Äußere Form
Sprachlich-inhaltliche Analyse
Adolf Glaßbrenner (1810-1876)
* 03/27/1810 in Berlin, † 09/25/1876 in Berlin
männlich, geb. Glassbrenner
deutscher Humorist und Satiriker (1810–1876)
(Aus: Wikidata.org)
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