1Schön ist die Flur, mit Perlen überhangen,
2Worin das Bild der Sonne strahlt,
3Schön ist das Volk der Blumen, deren Wangen
4Die Abendröthe mahlt.
5Schön ist das Thal, und die beblümte Weide,
6Wo manche Wollenheerde geht,
7Sobald der Tag, im purpurrothen Kleide,
8Auf den Gebirgen steht.
9Schön ist der Hayn, der einen grünen Schleyer
10Von Dämmrung um die Hirtin zieht,
11Wenn Sirius die Luft beherrscht und Feuer
12Aus ofnem Schlunde sprüht.
13Schön ist der Bach, der plätschernd durchs Gewimmel
14Der Blümchen, das ihm Reize leyht,
15Die Wellchen rollt, wenn ihn der Abendhimmel
16Mit Purpur überstreut.
17Der Garten, den ein Hayn voll Apfelbäume
18In seine grünen Arme schlingt,
19Wie reizt er nicht! Wie strömen nicht die Reime,
20Wenn hier ein Dichter singt!
21Ein jedes Kind der bunt bemahlten Flore
22Ergießt hier einen Strom von Duft,
23Und lacht dem Tag entgegen, den Aurore
24Aus Thetis Armen ruft.
25Hier wirbelt, wenn der Abendstern im Westen
26Den Saum des Horizonts besteigt,
27Die Nachtigall, und klaget auf den Aesten,
28Bis Phöbus sie verscheucht.
29Wie lieb ich dich, du Flur nach meinem Herzen,
30Wo blühende Gesundheit thront,
31Wo alles scherzt, wie Sommerlüftgen scherzen,
32Wo noch die Tugend wohnt.
33Du bist mein Wunsch, o Hayn, voll Rasenbetten,
34Durch den ein Bach die Urne gießt,
35Nicht Gold, das dich, o Geiz, mit Sklavenketten,
36An deinen Kasten schließt.
37Nimt mich ein Thal, vom silbernen Geschwätze
38Des Bachs durchflüstert, in den Schooß,
39Webt der Jasmin um meine Lauben Netze,
40Wie glücklich ist mein Looß!
41Der Abend sieht mich oft in meiner Laube,
42Wenn ich dem Thomson und Virgil,
43Der Biene gleich, die süßen Schätze raube,
44Ganz Wollust, ganz Gefühl.
45Ruft einst der Tod mich weg von meinem Hügel,
46Von meiner Flur, ich zittre nicht,
47Er kommt als Freund, giebt meiner Seele Flügel,
48Giebt ihr ein Kleid von Licht.
49Er führet mich in Gegenden voll Wonne,
50Wo mit der Flora Hand in Hand
51Der Frühling hüpft, und eine mildre Sonne
52Die Dunkelheit verbannt.
53Dann seufzt der West, wenn er die Blümchen küßet,
54Die meinen Hügel überziehn,
55Die Nachtigall, wenn sie den Freund vermißet,
56Tönt Trauermelodien.