1Süße Kehle des Hains, welche mir sonst, im May,
2Ganz den Himmel ins Herz flötete, Nachtigall,
3Warum flötet dein Lied mir
4Keine Wonne mehr in die Brust?
5Liebe lächelt dir nicht! seufzet die Nachtigall,
6Die den Blumen des Mays hellere Röthe giebt,
7Und den Kehlen des Waldes
8Einen helleren Wonneklang.
9Liebe lächelt dir nicht! rauschet mir jedes Blatt –
10Quillt die Thräne mir schon? Flattert mir das Phantom
11Todter Freuden schon wieder
12Vor den Augen der Phantasie?
13Rosicht schwebt es herauf. – – Laura, die Grazie,
14Laura hüpfet daher, die mir den ersten Rausch
15Ueberirrdischer Wonne
16Durch die bebende Seele goß.
17Flieh hinweg, o Phantom! Laura, die Grazie,
18Liebt das Dörfchen nicht mehr, gaukelt von Ball zu Ball,
19Fleugt, im zirkelnden Reigen,
20Durch den schallenden Kerzensaal.
21Sie miskennet mein Herz, wähnet mich kalt und dumm,
22Weil kein goldener Prunk mir vom Gewande blitzt,
23Und mein Fuß die Talente,
24Die Lutetien lehrt, nicht hat.
25Soll denn nie das Gefühl, welches ein Feuerkuß
26An der klopfenden Brust einer Geliebten giebt,
27Meine Seele durchströmen,
28Bis die Blume der Jugend welkt?
29Geuß mir Lieb' in die Brust, wenn du des Sonnensaals
30Zinnen wieder entsinkst, lächelnder Mayenmond,
31Oder wecke, mit lindem
32Odem, Blumen auf meiner Gruft.