Wilhelm Busch: Das Brot (1870)

1Er saß beim Frühstück äußerst grämlich,
2Da sprach ein Krümchen Brot vernehmlich:

3Aha, so ist es mit dem Orden
4Für diesmal wieder nichts geworden.
5Ja, Freund, wer seinen Blick erweitert
6Und schaut nach hinten und nach vorn,
7Der preist den Kummer, denn er läutert.
8Ich selber war ein Weizenkorn.
9Mit vielen, die mir anverwandt,
10Lag ich im rauhen Ackerland.
11Bedrückt von einem Erdenkloß,
12Macht ich mich mutig strebend los.
13Gleich kam ein alter Has gehupft
14Und hat mich an der Nas gezupft;
15Und als es Winter ward, verfror,
16Was peinlich ist, mein linkes Ohr;
17Und als ich reif mit meiner Sippe,
18O weh, da hat mit seiner Hippe
19Der Hans uns rutschweg abgesäbelt
20Und zum Ersticken festgeknebelt
21Und auf die Tenne fortgeschafft,
22Wo ihrer vier mit voller Kraft
23In regelrechtem Flegeltakte
24Uns klopften, daß die Schwarte knackte.
25Ein Esel trug uns nach der Mühle.
26Ich sage dir, das sind Gefühle,
27Wenn man, zerrieben und gedrillt
28Zum allerfeinsten Staubgebild,
29Sich kaum besinnt und fast vergißt,
30Ob Sonntag oder Montag ist.
31Und schließlich schob der Bäckermeister,
32Nachdem wir erst als zäher Kleister
33In seinem Troge baß gehudelt,
34Vermengt, geknetet und vernudelt,
35Uns in des Ofens höchste Glut.
36Jetzt sind wir Brot. Ist das nicht gut?
37Frischauf, du hast genug, mein Lieber,
38Greif zu und schneide nicht zu knapp
39Und streiche tüchtig Butter drüber
40Und gib den andern auch was ab.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Wilhelm Busch (1832-1908)

* 04/15/1832 in Wiedensahl, † 01/09/1908 in Mechtshausen

männlich, geb. Busch

deutscher Verfasser von satirischen in Verse gefassten Bildergeschichten (1832-1908)

(Aus: Wikidata.org)

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