1Es war die erste Maiennacht.
2Kein Mensch im Dorf hat mehr gewacht.
3Da hielten, wie es stets der Fall,
4Die Tiere ihren Frühlingsball.
5Die Gans, die gute Adelheid,
6Fehlt nie bei solcher Festlichkeit,
7Obgleich man sie nach altem Brauch
8Zu necken pflegt. So heute auch.
9Frau Schnabel, nannte sie der Kater,
10Frau Plattfuß, rief der Ziegenvater;
11Doch sie, zwar lächelnd aber kühl,
12Hüllt sich in sanftes Selbstgefühl.
13So saß sie denn in ödem Schweigen
14Allein für sich bei Spiel und Reigen,
15Bei Freudenlärm und Jubeljux.
16Sieh da, zum Schluß hat auch der Fuchs
17Sich ungeladen eingedrängelt.
18Schlau hat er sich herangeschlängelt.
19Ihr Diener, säuselt er galant,
20Wie geht's der Schönsten in Brabant?
21Ich küss' der gnäd'gen Frau den Fittich.
22Ist noch ein Tänzchen frei, so bitt ich.
23Sie nickt verschämt: O Herr Baron!
24Indem, so walzen sie auch schon.
25Wie trippeln die Füße, wie wippeln die Schwänze
26Im lustigen Kehraus, dem letzten der Tänze.
27Da tönt es vier mit lautem Schlag.
28Das Fest ist aus. Es naht der Tag. –
29Bald drauf im frühsten Morgenschimmer
30Ging Mutter Urschel aus, wie immer
31Mit Korb und Sichel, um verstohlen
32Sich etwas fremden Klee zu holen.
33An einer Hecke bleibt sie stehn:
34Herrje, was ist denn hier geschehn?
35Die Füchse, sag ich, soll man rädern.
36Das sind wahrhaftig Gänsefedern.
37Ein frisches Ei liegt dicht daneben.
38Ich bin so frei es aufzuheben.
39Ach, armes Tier, sprach sie bewegt,
40Dies Ei hast du vor Angst gelegt.