Wilhelm Busch: Vorbemerk (1870)

1Vater werden ist nicht schwer,
2Vater sein dagegen sehr.

3Ersteres wird gern geübt,
4Weil es allgemein beliebt.
5Selbst der Lasterhafte zeigt,
6Daß er gar nicht abgeneigt;
7Nur will er mit seinen Sünden
8Keinen guten Zweck verbinden,
9Sondern, wenn die Kosten kommen,
10Fühlet er sich angstbeklommen.
11Dieserhalb besonders scheut
12Er die fromme Geistlichkeit,
13Denn ihm sagt ein stilles Grauen:
14Das sind Leute, welche trauen. –
15So ein böser Mensch verbleibt
16Lieber gänzlich unbeweibt. –
17Ohne einen hochgeschätzten
18Tugendsamen Vorgesetzten
19Irrt er in der Welt umher,
20Hat kein reines Hemde mehr,
21Wird am Ende krumm und faltig,
22Grimmig, greulich, ungestaltig,
23Bis ihn dann bei Nacht und Tag
24Gar kein Mädchen leiden mag.
25Onkel heißt er günst'gen Falles,
26Aber dieses ist auch alles. –

27Oh, wie anders ist der Gute!
28Er erlegt mit frischem Mute
29Die gesetzlichen Gebühren,
30Läßt sich redlich kopulieren,
31Tut im stillen hocherfreut
32Das, was seine Schuldigkeit,
33Steht dann eines Morgens da
34Als ein Vater und Papa
35Und ist froh aus Herzensgrund,
36Daß er dies so gut gekunnt.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Wilhelm Busch (1832-1908)

* 04/15/1832 in Wiedensahl, † 01/09/1908 in Mechtshausen

männlich, geb. Busch

deutscher Verfasser von satirischen in Verse gefassten Bildergeschichten (1832-1908)

(Aus: Wikidata.org)

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