1Hier auf Leichen muß ich sitzen
2In dem wüsten Auerstädt,
3Seh die Feinde näher blitzen,
4Wie ihr Schwert die Preußen mäht.
5Beide Füße sind zerschossen,
6Sterbend mich der Sohn forttrug,
7Wo mit Friederich dem Großen
8Ich die wilden Feinde schlug.
9Lieber Sohn, auf deinem Rücken
10Würfle ich um das Geschick,
11Denn ich kann mich nun nicht bücken,
12Denn ich sah des Alten Blick.
13Hier sollt ich gefangen werden.
14Fernhin sah ich Roßbachs Feld,
15Wo sie flohn wie Lämmerheerden,
16Wo ein jeder Preuße Held.
17Hieher mit den Grenadieren
18Zog ich ganz aus freiem Stück;
19Keiner weiß uns anzuführen,
20Es ist aus mit unserm Glück.
21Wär ich nun daheim geblieben,
22Glaubte ich es keinem Freund;
23Wäre ich nur todt geblieben,
24Ach schon trommelt nah der Feind.
25Wie die Gänse thun sie schreien,
26Nein, die Flinte kriegt ihr nicht,
27Alter Ruhm thät mir sie weihen,
28Die mein Arm in Stücken bricht.
29Auf dem Heerd das Feuer brennet,
30Hat ein Geist es angemacht?
31Wie es in dem Dorfe rennet,
32Freiheit weht in Flammenmacht.
33»darum säe ich die Kohlen
34Hier im dichten Strohe aus,
35Daß uns nicht die Feinde holen,
36Knabe flieh, ich zünd das Haus.«
37Kommt der Knabe nicht gelaufen,
38Will nicht um sich sehn, er flieht,
39Die Blessirten sind in Haufen
40Und sie lächeln wie es glüht,
41Als die Flammen aufwärts steigen,
42Tausend Seelen ziehn empor,
43Und die Feinde müssen weichen
44Vor dem strahlenreichen Chor
45Und aus ihren Marterqualen
46Brennen die Blessirten auf,
47Ach wer kann den Alten mahlen,
48Wie er reisig steht zum Lauf,
49Und in mächtigen Gedanken
50Springet ihm der Scheitel durch,
51Ewger Muth bricht alle Schranken,
52Ringet in die Himmelsburg.