1Kaum ist der Frühling im Erwachen,
2Es blüht der See, es blüht der Baum,
3Es blüht ein Jüngling dort im Nachen,
4Er wiegt sich in der Wellen Schaum.
5Wie eine Rosenknospe hüllet
6Ein junges Purpurkleid ihn ein,
7Und unter einer Krone quillet
8Sein Haar von güldenerem Schein.
9Es irret auf den blauen Wellen
10Sein sinnend Auge, wellenblau,
11Der Leyer, die er schlägt, entschwellen
12Gesänge von der schönsten Frau.
13Des ersten Donners Stimmen hallen,
14Im Süden blitzt es blutig rot;
15Er läßt sein Lied nur lauter schallen,
16Ihn kümmert nichts, als Liebesnot.
17Und wenn er Minne sich errungen,
18So holt er sich dazu den Ruhm,
19Und herrscht, vom Lorberkranz umschlungen,
20In seiner Väter Eigentum.
21Kind! wie du stehst im schwanken Kahne,
22So rufet dich ein schwanker Thron,
23Vertrau' dem Schatten nicht, dem Ahne,
24Verlaßner, armer Königssohn!
25Du bist so stolz und unerschrocken,
26Du sinkest, eh' du es geglaubt,
27Es sitzt die Kron' auf deinen Locken,
28Als träumte nur davon dein Haupt! –
29Er höret keine Warnungsstimme,
30Schwimmt singend auf dem Abgrund hin,
31Was weiß er von des Sturmes Grimme?
32Nach Lieb' und Leben steht sein Sinn.
33So gieb ihm Leben, gieb ihm Liebe,
34Du wonnevolles Schwabenland,
35Verdopple deine Blütentriebe,
36Knüpf' ihm der Minne sel'ges Band!
37Es hat zu leben kurz der Knabe –
38Hauch' ihm entgegen Lebensluft,
39Durchwürze jede kleine Gabe
40Mit ew'ger Jugend Blütenduft!
41Mach' ihm den Augenblick zu Jahren,
42Den er an diesen Ufern lebt,
43Daß er mit ungebleichten Haaren
44An Freude satt gen Himmel schwebt!
45Was ist's? er läßt die Leyer fallen,
46Er springt an's Ufer, greift zum Schwert,
47O seht ihn über Alpen wallen
48Mit treuen Männern, hoch zu Pferd!
49Der Lust, der Liebe Lieder schweigen,
50Er glüht von edlerem Gelüst;
51Er will der Väter Thron besteigen –
52Und wandelt auf das Blutgerüst.
53Was willst du mit der Blumen Kranze
54Du grünes seebespültes Land?
55Was willst du, Luft, mit blauem Glanze?
56Was willst du, leerer Kahn, am Strand?
57Ihr schmücktet euch zu seiner Wonne,
58Hin ist er ohne Wiederkehr!
59Wirf einen Schleier um, o Sonne!
60Der letzte Staufen ist nicht mehr.