1Lange lieb' ich Dich schon, möchte Dich, mir zur Lust,
2Mutter nennen und Dir schenken ein kunstlos Lied,
3Du, der Vaterlandsstädte
4Ländlich schönste, so viel ich sah.
5Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt,
6Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei Dir
7glänzt,
8Leicht und kräftig die Brücke,
9Die von Wagen und Menschen tönt.
10Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst,
11Auf die Brücke mich an, da ich vorüber gieng,
12Und herein in die Berge
13Mir die reizende Ferne schien.
14Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog,
15Traurig froh, wie das Herz, wenn es, sich selbst
16zu schön,
17Liebend unterzugehen,
18In die Fluten der Zeit sich wirft.
19Quellen hattest Du ihm, hattest dem Flüchtigen
20Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn
21All' ihm nach, und es bebte
22Aus den Wellen ihr lieblich Bild.
23Aber schwer in das Thal hieng die gigantische
24Schicksalskundige Burg, nieder bis auf den Grund
25Von den Wettern gerissen;
26Doch die ewige Sonne goß
27Ihr verjüngendes Licht über das alternde
28Riesenbild, und umher grünte lebendiger
29Epheu; freundliche Wälder
30Rauschten über die Burg herab.
31Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Thal,
32An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold,
33Deine fröhlichen Gassen
34Unter duftenden Gärten ruhn.