1Wohl manches Land der lebenden Erde möcht'
2Ich sehn, und öfters über die Berg' enteilt
3Das Herz mir und die Wünsche wandern
4Ueber das Meer, zu den Ufern, die mir
5Vor andern, so ich kenne, gepriesen sind,
6Doch lieb ist in der Ferne nicht eines mir,
7Wie jenes, wo die Göttersöhne
8Schlafen, das trauernde Land der Griechen.
9Ach! einmal dort an Suniums Küste möcht'
10Ich landen, deine Säulen, Olympion!
11Erfragen, dort, noch eh der Nordsturm
12Hin in den Schutt der Athenertempel
13Und ihrer Götterbilder auch dich begräbt;
14Denn lang schon einsam stehst du, o Stolz der Welt,
15Die nicht mehr ist! — und o ihr schönen
16Inseln Jöniens, wo die Lüfte
17Vom Meere kühl, an warme Gestade wehn,
18Wenn unter kräft'ger Sonne die Traube reift,
19Ach! wo ein goldner Herbst dem armen
20Volk' in Gesänge die Seufzer wandelt,
21Wenn die Betrübten jetzt ihr Limonenwald,
22Und ihr Granatbaum, purpurner Aepfel voll,
23Und süßer Wein und Pauck' und Zithar
24Zum labyrinthischen Tanze ladet. —
25Zu euch vielleicht, ihr Inseln! geräth noch einst
26Ein heimathloser Sänger; denn wandern muß
27Von Fremden er zu Fremden und die
28Erde, die freie, sie muß ja leider
29Statt
30Und wenn er stirbt — doch nimmer vergeß ich dich,
31So fern ich wandre, schöner Main! und
32Deine Gestade, die vielbeglückten.
33Gastfreundlich nahmst du, Stolzer! bei dir mich auf
34Und heitertest das Auge dem Fremdlinge,
35Und still hingleitende Gesänge
36Lehrtest du mich und geräuschlos Leben.
37O ruhig mit den Sternen, du Glücklicher!
38Wallst du von deinem Morgen zum Abend fort,
39Dem Bruder zu, dem Rhein; und dann mit
40Ihm in den Ocean freudig nieder!