1Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug?
2Da wirs thaten, warum schreckte, wie Mord, die
3That?
4Ach! wir kennen uns wenig,
5Denn es waltet ein Gott in uns.
6Den verrathen? ach ihn, welcher uns alles erst,
7Sinn und Leben erschuf, ihn, den beseelenden
8Schutzgott unserer Liebe,
9Dieß, dieß Eine vermag ich nicht.
10Aber anderen Fehl denket der Menschen Sinn,
11Andern ehernen Dienst übt er und anders Recht,
12Und es fordert die Seele
13Tag für Tag der Gebrauch uns ab.
14Wohl! ich wußt' es zuvor. Seit der gewurzelte
15Allentzweiende Haß Götter und Menschen trennt,
16Muß, mit Blut sie zu sühnen,
17Muß der Liebenden Herz vergehn.
18Laß mich schweigen! o laß nimmer von nun an mich
19Dieses Tödtliche sehn, daß ich im Frieden doch
20Hin ins Einsame ziehe,
21Und noch unser der Abschied sey!
22Reich die Schale mir selbst, daß ich des rettenden
23Heil'gen Giftes genug, daß ich des Lethetranks
24Mit Dir trinke, daß alles
25Haß und Liebe vergessen sey!
26Hingehn will ich. Vielleicht seh' ich in langer Zeit
27Diotima! Dich hier. Aber verblutet ist
28Dann das Wünschen und friedlich
29Gleich den Seligen, fremd sind wir.
30Und ein ruhig Gespräch führet uns auf und ab,
31Sinnend, zögernd, doch itzt faßt die Vergessenen
32Hier die Stelle des Abschieds,
33Es erwarmet ein Herz in uns,
34Staunend seh' ich dich an, Stimmen und süßen Sang,
35Wie aus voriger Zeit, hör' ich und Saitenspiel,
36Und befreiet in Flammen
37Fliegt in Lüfte der Geist uns auf.