Richard Fedor Leopold Dehmel: Der Schatten (1891)

1Ich hab einen kleinen Schatten;
2der geht, wohin ich geh.
3Aber wozu ich ihn habe,
4ist mehr als ich versteh.
5Er ist ganz ebenso wie ich,
6blos nicht ganz so schwer;
7und wenn ich in mein Bettchen hüpfe,
8dann hüpft er hinterher.

9Das Sonderbarste an ihm ist,
10wie er sich anders macht;
11garnicht wie artige Kinder tun,
12hübsch alles mit Bedacht.
13Nein, manchmal springt er schneller hoch
14als mein Gummimann;
15und manchmal macht er sich so klein,
16daß Keiner ihn finden kann.

17Neulich ganz früh, da stand ich auf,
18noch eh die Sonne schien,
19und ging spazieren durch den Tau,
20im Gras, und suchte ihn.
21Aber mein kleiner fauler Schatten,
22als wenn er Schnupfen hätt,
23lag wie ein altes Murmeltier
24noch fest zu Bett.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Richard Dehmel (1863-1920)

* 11/18/1863 in Münchehofe, † 02/08/1920 in Blankenese

männlich, geb. Dehmel

Nationalökonom, deutscher Dichter und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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