1Nun die ersten Lerchen stiegen
2Und der Himmel freundlich lacht,
3Hab' auch ich zu neuem Fliegen
4Wanderfroh mich aufgemacht.
5Dir gilt's heut, Kuenringer Feste,
6Aggstein, wetterbraun und rot,
7Der gleich einem Geierneste
8Auf die Wachau niederdroht.
9Leicht ist Einlaß zu gewinnen,
10Kein Gewaffen sperrt den Pfad
11Und kein Hornstoß von den Zinnen
12Meldet, daß ein Wandrer naht.
13Linder Frühlingsluft erschlossen
14Stehn des Burgstalls Trümmerreih'n,
15Und Jerg Schreckenwalds Genossen
16Reiten nicht mehr aus und ein.
17Hoch im Innern schlüpft ein Pförtlein
18Auf den freien Fels hinaus
19Und ein schaurig schmales Örtlein
20Überrascht mit starrem Graus.
21Rosengarten ist's geheißen,
22Doch vieldeutig klingt das Wort,
23Nur die dornig wilden weißen
24Todesrosen blühen dort.
25Mancher stand hinausgestoßen
26Auf der Kuppe steilem Rand,
27Bis ihn Sturm und Wettertosen
28Und der Hunger übermannt;
29Mancher, seine Qual zu kürzen,
30Zog den Sprung zur Tiefe vor,
31Wo zerschellt in jähem Stürzen
32Bald sich sein Gebein verlor.
33... Schwer empört schau' ich das wilde
34Denkmal wilder Menschenart ...
35Sieh – da winkt versöhnlich milde
36Auch ein Gruß der Gegenwart:
37Schwindlig ob des Abgrunds Schauer
38Ragt des höchsten Giebels Zack,
39Und am höchsten Saum der Mauer
40Prangt der Name –