Johann Peter Hebel: Wächterruf (1793)

1Loset, was i euch will sage!
2D'Glocke het Zehni gschlage.
3Jez betet, und jez göhnt ins Bett,
4und wer e rüeihig Gwisse het,
5schlof sanft und wohl! Im Himmel wacht
6e heiter Aug die ganzi Nacht.
7Loset, was i euch will sage!
8D'Glocke het Ölfi gschlage.
9Und wer no an der Arbet schwitzt,
10und wer no bi de Charte sitzt,
11dem bieti jez zum leztemol, –
12's isch hochi Zit – und schlofet wohl!
13Loset, was i euch will sage!
14D'Glocke het Zwölfi gschlage.
15Und wo no in der Mitternacht
16e Gmüet in Schmerz und Chummer wacht,
17se geb der Gott e rüeihigi Stund,
18und mach di wieder froh und gsund!
19Loset, was i euch will sage!
20D'Glocke het Eis gschlage.
21Und wo mit Satans Gheiß und Not,
22e Dieb uf dunkle Pfade goht,
23– i will's nit hoffen, aber gschieht's –
24gang heim! Der himmlisch Richter sieht's.
25Loset, was i euch will sage!
26D'Glocke het Zwei gschlage.
27Und wem scho wieder, eb's no tagt,
28die schweri Sorg am Herze nagt,
29du arme Tropf, di Schlof isch hi!
30Gott sorgt! Es wär nit nötig gsi.
31Loset, was i euch will sage!
32D'Glocke het Drü gschlage.
33Die Morgestund am Himmel schwebt,
34und wer im Friede der Tag erlebt,
35dank Gott, und faß e frohe Muet,
36und gang ans Gschäft, und – halt di guet!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Johann Peter Hebel (1760-1826)

* 05/10/1760 in Geburtshaus Johann Peter Hebel, † 09/22/1826 in Schwetzingen

männlich, geb. Hebel

deutscher Dichter, evangelischer Theologe und Pädagoge

(Aus: Wikidata.org)

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