1Hani gmeint, der Denglegeist, ihr Chnabe vo Todtnau
2seig e böse Geist, jez wüßti andere Bricht z'ge.
3Us der Stadt, das bini, und will's au redli bekenne,
4mengem Chaufher verwandt, vo siebe Suppe ne Tünkli,
5aber e Sunntigchind. Wo näume luftigi Geister
6uffem Chrützweg stöhn, in alte Gwölbene huse,
7und verborge Geld mit füürigen Augen hüete,
8oder vergosse Blut mit bittere Träne wäsche,
9und mit Grund verscharre, mit rote Nägle verchratze,
10sieht's mi Aug, wenn's wetterleicht. Sie wimsle gar sölli.
11Und wo heilige Engel mit schöne blauen Auge
12in der tiefe Nacht in stille Dörfere wandle,
13an de Fenstere lose, und, höre sie lieblig Rede,
14gegen enander lächlen, und an de Hustüre sitze,
15und die frumme Lüt im Schlof vor Schade bewahre,
16oder wenn sie, selbander und -dritt, uf Gräbere wandle,
17und enander sage: »Do schloft e treui Mutter,
18do en arme Ma, doch het er niemes betroge.
19Schlofet sanft und wohl, mer wennich wecke, wenn's Zit isch«,
20sieht's mi Aug im Sterneliecht, und höri sie rede.
21Menge chenni mit Namen, und wemmer enander bigegne,
22biete mer is d'Zit, und wechsle Reden und Antwort:
23»grüß di Gott! Hesch guti Wacht?« – »Gott dank der! so zimli.«
24Glaubet's oder nit! – Nemol, se schickt mi der Vetter
25Todtnau zu, mit allerhand verdrießlige Gschäfte.
26Wo mer's Kaffi trinken und Ankeweckli drin tunke:
27»halt er si nienen uf, und schwetz er nit, was em ins Mul chunnt«,
28rüft mer der Vetter no, »und loß er si Tabatiere
29nit im Wirtshus lige, wie's sust bim Here der Bruuch isch.«
30Uf und furt, i gang, und was mi der Vetter ermahnt het,
31hani richtig versorgt. Jez sitzi z'Todtnau im Adler –
32und jez gang i spaziere und mein, i chönn nit verirre,
33mein, i seig am Dorf; zlezt chresmi hinten am Feldberg,
34d'Vögel hen mi g'lockt, und an de Bächlene d'Blümli.
35Selle Fehler hani, i cha mi an allem vertörle.
36Drüber wird es chüel, und d'Vögel sitzen und schwige.
37S' streckt scho dört und do e Stern am düstere Himmel
38's Chöpfli use, und luegt, öb d'Sunn echt aben ins Bett seig,
39öb es echt dörf cho, und ruft den andere: »Chömmet!«
40Und i ha kei Hoffnig meh. Druf leg i mi nieder.
41's isch e Hütte dört, und isch en Ärfeli Strau drinn.
42›o du liebe Zit‹, so denki, ›wenn i deheim wär!
43Oder es wär scho Mitternacht. Es wird doch e Gspenstli
44näume dohinte si, und z'nacht um Zwölfi verwache,
45und mer d'Zit vertribe, bis früeih die himmlische Lichter
46d'Morgeluft verlöscht, und wird mer zeige, wo's Dorf isch.‹
47Und jez, woni's sag, und mittem vordere Finger
48's Zitli frog, wo's Zeigerli stand, 's isch z'finster für's Aug gsi,
49und wo's Zitli seit, 's gang ab den Ölfen, und woni
50's Pfifli use leng, und denk: »Jez trinki no Tubak,
51aßi nit verschlof‹ – bim Bluest, se fangen uf eimol
52ihrer zwee ne Gspröchli a. I mein, i ha gloset.
53»gell, i chumm hüt spoot? Drum isch e Meideli gstorbe
54z'Mambech, 's het e Fieberli gha und leidigi Gichter.
55's isch em wohl. Der Todesbecher hani em gheldet,
56aß es ringer gang, und d'Augen hani em zudruckt,
57und ha gseit: Schlof wohl! Mer wen di wecke, wenn's Zit isch. – –
58Gang, und bis so gut und hol mer e wengeli Wasser
59in der silberne Schale, i will jez mi Sägese dengle.«
60›dengle‹, han i denkt, ›e Geist?‹ und düsele use.
61Woni lueg, so sitzt e Chnab mit goldene Fegge
62und mit wiißem Gwand und rosefarbigem Gürtel
63schön und liebli do, und nebenem brenne zwei Lichtli.
64»alle gute Geister«, sagi »Herr Engel, Gott grüeß di!« –
65»loben ihre Meister«, seit druf der Engel, »Gott dankder!« –
66»nüt für übel, Her Geist! Und wenn e Frögli erlaubt isch,
67sag mer, was hesch du denn z'dengle?« – »D'Sägese«, seit er.
68»jo, sel siehni«, sagi, »und ebe das möchti gern wisse,
69wozu du ne Sägese bruuchsch.« – »Zum Meihe. Was hesch gmeint?«
70seit er zu mer. Druf sagi: »Und ebe das möchti gern wisse«,
71sagi zunem: »Isch's verlaubt? Was hesch du denn z'meihe?« –
72»gras, und was hesch du so spoot do hinte z'verrichte?« –
73»nit gar viel«, hani gseit, »i trink e wengeli Tubak.
74Wäri nit verirrt, wohl wär's mer z'Todtnau im Adler.
75Aber mi Red nit z'vergesse, se sag mer, wenn d' witt so gut si,
76was du mittem Gras witt mache.« – »Futtere«, seit er.
77»eben und das nimmt mi Wunder, de wirsch doch, Gott will, ke Chue ha?« –
78»nei, ne Chue just nit, doch Chalbele«, seit er, »und Esel.
79Siehsch dört selle Stern?« Druf het er mer obe ne Stern zeigt.
80»'s Wiehnechtchindlis Esel, und 's heilige Fridelis Chalble
81otme d'Sterneluft dört oben, und warten ufs Futter.
82Und dört wachst kei Gras, dört wachse numme Rosinli«,
83het er gseit, »und Milch und Honig rieslen in Bäche,
84aber 's Vieh isch semper, 's will alli Morge si Gras ha,
85und e Löckli Heu, und Wasser us irdische Quelle.
86Dordurwille dengli jez, und willi go meihe.
87Wärsch nit der Ehre wert, und seisch, de wellsch mer au helfe?«
88So het der Engel gseit. Druf sagi wieder zum Engel:
89»lueg, 's isch so ne Sach. Es sott mer e herzligi Freud si,
90d'Stadtlüt wisse nüt vo dem; mer rechnen und schribe,
91zähle Geld, sel chönne mer, und messen und wäge;
92laden uf, und laden ab, und essen und trinke.
93Was me bruucht ins Muul, in Chuchi, Cheller und Chammer,
94strömt zu alle Toren i, in Zeinen und Chreze;
95's lauft in alle Gassen, es rueft an allen Ecke:
96Chromet Chirsi, chromet Anke, chromet Andivi!
97Chromet Ziebele, geli Rüebe, Peterliwurze!
98Schwebelhölzli, Schwebelhölzli, Bodekolrabe!
99Paraplü, wer koof? Reckholderberi und Chümmi!
100Alles für bar Geld, und alles für Zucker und Kaffee ...
101Hesch du au scho Kaffi trunke, Her Engel, wie schmeckt's der?« –
102»schwetz mer nit so närsch«, seit druf der Engel und lächlet.
103»nei, mir trinke Himmelsluft und esse Rosinli,
104vieri alli Tag, und an de Sunntige fünfi.
105Chumm jez, wenn de mit mer wit, jez gangi go meihe,
106hinter Todtnau abe, am Weg, an grasige Halde.« –
107»jo, Her Engel, frili willi, wenn de mi mitnimmsch,
108's wird efange chüel. I will der d'Sägese trage.
109Magsch e Pfifli Tubak rauche, stoht's der zu Dienste.«
110Sieder rüeft der Engel: »Puhuh!« Ne füürige Ma stoht,
111wie im Wetter, do. »Chumm, zündis abe go Todtnau!«
112Seit's, und voris her marschiert der Puhuh in Flamme,
113über Stock und Stei und Dorn, e lebigi Fackle.
114»gell, 's isch chummli so«, seit jez der Engel: »was machsch echt?
115Worum schlagsch denn Füür? Und worum zündisch di Pfifli
116nit am Puhuh a? De wirsch en doch öbbe nit förchte,
117so ne Fraufastechind, wie du bisch – het er di gfresse?« –
118»nei, Her Engel, gfresse nit. Doch mußi bikenne,
119halber hani'm numme traut. Gut brennt mer der Tubak.
120Selle Fehler hani, die füürige Manne förchi;
121lieber sieben Engel as so ne brennige Satan.« –
122»'s isch doch au ne Gruus«, seit jez der Engel, »aß d'Mensche
123so ne Furcht vor Gspenstere hen, und hätte's nit nötig.
124's sind zwee einzigi Geister de Mensche gfährli und furchtbar;
125Irrgeist heißt der eint, und Ploggeist heißt der ander;
126und der Irrgeist wohnt im Wi. Us Channe und Chruse
127stigt er eim in Chopf, und macht zerrüttete Sinne.
128Selle Geist führt irr im Wald uf Wegen und Stege,
129's goht mit eim z'unterst und z'öberst; der Bode will unter eim breche!
130d'Brucke schwanke, d'Berge biwege si, alles isch doppelt.
131Nimm di vorem in Acht!« Druf sagi wieder zum Engel:
132»'s isch e Stich, er blutet nit! Her Gleitsma, i merk di.
133Nüechter bini gwis. I ha en einzig Schöpli
134trunke gha im Adler, und frog der Adlerwirt selber.
135Aber bis so gut und sag mer, wer isch der ander?« –
136»wer der ander isch«, seit jez der Engel, »das frogsch mi?
137's isch e böse Geist, Gott well di vorem biwahre.
138Wemme früeih verwacht, um Vieri oder um Fünfi,
139stoht er vorem Bett mit große füürigen Auge,
140seit eim gute Tag mit glühige Ruten und Zange.
141's hilft kei ›Das walt Gott‹, und hilft kei »Ave Maria!«
142Wemme bete will, enanderno hebt er eim's Muul zu;
143wemmen an Himmel luegt, se streut er Äschen in d'Auge;
144het me Hunger, und ißt – er wirft eim Wermut in d'Suppe;
145möcht me z'Obed trinke, er schüttet Gallen in Becher.
146Lauft me, wie ne Hirz, er au, und blibt nit dehinte;
147schlicht me wie ne Schatte, so seit er: Jo, mer wen gmach tu.
148Stoht er nit in der Chilchen, und sitzt er nit zu der in Wirtshuus?
149Wo de gosch und wo de stohsch, sin Gspenster und Gspenster.
150Gosch ins Bett, tuesch d'Auge zu, se seit er: 's pressiert nit
151mittem Schlof. Los, i will der näumis verzehle:
152Weisch no, wie de gstohle hesch, und d'Waisli bitroge?
153So und so, und das und deis, und wenn er am End isch,
154fangt er vorne a, und viel will's schlofe nit sage.«
155So het der Engel gseit, und wie ne füürige Luppe
156het der Puhu gsprüzt. Druf sagi wieder: »I bi doch
157au ne Sunntigchind, mit mengem Geistli befründet,
158aber bhüt mi Gott der Her!« Druf lächlet der Engel:
159»bhalt di Gwisse rein, 's goht über Bsiebnen und Bsegne,
160und gang jez das Wegli ab, dört nieden isch Todtnau.
161Nimm der Puhuh mit, und lösch en ab in der Wiese,
162aß er nit in d'Dörfer rennt, und d'Schüüre nit azündt.
163Bhüt di Gott, und halt di wohl!« Druf sagi: »Her Engel!
164Bhüt di Gott der Her, und zürn nüt! Wenn de in d'Stadt chunnsch,
165in der heilige Zit, se bsuch mi, 's soll mer en Ehr si.
166's stöhn der Rosinli z'Dienst und Hypokras, wenn er di animmt.
167D'Sterneluft isch rau, absunderlig nebe der Birsig.«
168Drüber graut der Tag, und richtig chummi go Todtnau,
169und gang wieder Basel zu im lieblige Schatte.
170Woni an Mambech chumm, so trage sie 's Meideli use,
171mittem heilige Chrütz und mit der verblichene Fahne,
172mittem Chranz am Totebaum, und briegen und schluchze.
173Hent der's denn nit ghört? Er will's jo wecke, wenn's Zit isch,
174und am Zistig druf, se chummi wieder zum Vetter.
175D'Tubakdose hani richtig näume lo liege.