1Woni am Sunntig früeih in mine Gidanke dohi gang,
2's isch so lieb und heimlig gsi, und d'Sunne het gschiene
3rechts und links an d'Dörfer und an die gwiisgete Chilchtürn,
4und die Chilchtürn stöhn und bschauen enander vo witem
5übers Weizefeld und über die duftige Matte
6und 's will ken der Afang mache: »Nochber fang du a!
7Bisch du nit der ältst und hesch die chräftigste Glocke?«
8»'s het jo no nit Nüni gschlage«, seit er zum Nochber,
9»und dört stoht e Burst im Feld, und lueget an d'Birbäum,
10denkwol i will warte, se bringi 'n au no in d'Chilche.«
11Drum es het e Vögeli pfiffen uffeme Birbaum,
12woni gstande bi, druf denki, woni em zuelos:
13Predigt echt der Fink uf siner laubige Chanzle.
14's chunnt eim schier so vor, und d'Blümli sitzen und lose.
15Nei, wie lost das Glockeblümli, weger es schnuft nit,
16wenni 's nummen au verstünd! Er wirdene sage,
17wie sie der himmlisch, Vater do usem saftigen Erdrich
18nährt und chleidet und puzt mit allerlei lieblige Farbe,
19wenn sie scho nit spinnen und überbindlige neihe;
20und es gangem selber so. Si Röckli seig gwachse,
21wiener größer worde seig, er trag's doch afange
22menge Monet Tag und Nacht und Sunntig und Werchtig,
23und es seig no nagelneu, wie ehnen am Schilfmeer
24's Plunder blibe seig, wo d'Chinder Israel treit hen,
25d'Schnider seigen all verlumpt, wo unterne gsi sin,
26und er heig kei Schüren und heig kei Zehnten im Etter,
27und kei Burgergob; doch gang der Vater im Himmel
28nie verbei, er geb em näumis z'Morgen und z'Mittag;
29het er nit so gseit, se hani mer's eso vorgstellt.
30Woner ufghört het und woner's Schnäbeli puzt het,
31d' Immli hen scho Orgle gspilt, se denki, jez gangi
32do dur d'Rebberg uf, und woni oben am Gupf bi,
33lütet's übersmol mit alle Glocken in d'Chilche.
34Jo do bini, denki, 's isch ordli, aß der au wartet,
35bis me chunnt, und gang in d'Chilche. Was i drin ghört ha,
36will i jez verzehle. – Gang, Vreni, leng mer e Stuhl her! –
37Chani 's nit sage, wie er, se willi 's sage, wie i 's cha.
38Betet hen sie wie bi üs und gorglet und gsunge;
39wo sie gsunge hen, se chunnt der Pfarer uf d'Chanzle
40und dreiht's Stundeglas und rüttlet's e wenig und chlopft druf –
41's het nit welle laufen – und druf wo d'Orgle verbrummt het,
42fangt er z' predigen a, vo sellem Tauben und Stumme,
43wo ne fremde Ma am galiläische Meer her
44gwandlet seig und heig dem Chranke d'Finger ans Ohr gleit
45und an d'Zungen au, und wiener ›Hephata‹ grüeft heig,
46›hephata, tue dich auf!‹ druf seig dem Chranke uf eimol
47's Wasser in d'Auge gschosse: ›Nei, loset, wie brusche die Welle‹,
48heig er gseit, wie pfift der Wind so lieblich im Schilfrohr,
49und wie singt der Fischer dört so lieblig am Ufer!‹
50Und der Vater und d'Mutter seig schier vor Freude vergange,
51's seig e himmlisch Wunder gsi. Der Dokter chönnt's nit so,
52's seig e chräftig Wort, das Hephata, seit er, vom Himmel.
53Jo, 's mueß chräftig si! I möcht's wol au nemol höre,
54hani denkt, und woni's denk, se frogt er: »Und tönt's nit,
55wome numme lost, an allen Enden und Orte
56und uf alle Matte, in alle menschliche Herze?
57Stöhnt emol im Winter ufs Feld und lueget wie's ussieht!
58Alles isch harte Stei, und alli Pflanze vertrochnet,
59alli Bäch sin gfroren, und mühsam dreiht si no's Mühlrad,
60alli Fenster verschlossen und alli Türe mit Strau deckt,
61und kei Trostle singt, ke Summervögeli sunnt si;
62's isch scho Liechtmeß – 's wird nit anderst, – d' Fasten isch au do
63und me meint, es blib jez so, und weiß em nit z'helfe,
64bis im Merz en andere chunnt, und ›Hephata‹ usspricht:
65›hephata, tue dich auf!‹ – ›Wie weiht der Tauwind so lieblig‹,
66seit der Vater zum Suhn, wo uffe Stauffemer Mert chunnt,
67und chnüpft's Brusttuch uf. ›Wie wird der Bode so lucker,
68los, wie's rieslet und tropft, und lueg do, wie alles so grün wird!‹
69Und deheim seit d'Mutter: ›Gang Töchterli weidli ans Fenster,
70loß der Früeihlig in d'Stuben und sag em fründli Gottwilche,
71und lönt d'Schöfli us, der Hirt fahrt ebe durs Dorf ab.‹
72Jez chunnt alles in Trieb und schießt in heimlige Chnospen
73in de Gärten am Hag und an de laubige Bäume;
74und der Vogel, wo vor churzem d'Wegstür nit gha het,
75isch e riche Ma, und het in alle Reviere
76Würmli uf der Weid, uf alle Bündtene 's Zehntrecht,
77het si eige Huus und Hof; die flißigi Huusfrau
78baut e Bettli dri, und wemme näume derzu chunnt,
79nei, se bhüetis Gott, was lit im Bettli verborge:
80goldni Eili rund und chli, mit Düpflene gsprenklet.
81Was isch in de Chnospe, was isch im Eili verborge?
82Niemes weißt's und niemes luegt und nieme cha's uftue;
83's Vögeli selber it, doch sizt es geduldig und wartet,
84bis die Stimm vom Himmel chunnt und ›Hephata‹ usspricht.
85Und es tönt jez Tag und Nacht und Sunntig und Werchtig:
86›hephata, tue dich auf!' und alli höre's und folge;
87und me het nit Auge gnug zum freudige Bschaue;
88's hangt an alle Hürsten, an alle luftige Bäume,
89's duftet in alle Gärten und stoht in prächtige Gstalte.
90Goldeni Chäfer schwirre. Sie hen das Hephata au ghört.« –
91Druf lengt der Pfarer in Sack und nimmt e Prisen und schnupften
92und luegt no nem Stundeglas und pöpperlet wieder –
93»hephata, tue dich auf!« – – – – –