1Zum Esel kam der Fuchs auf seine Distelweide,
2Und sprach: Freund, meinen Gruß zuvor,
3Du scheinst noch immer jung in deinem alten Kleide.
4Wie lustig spielt noch jetzt dein hochansehnlich Ohr!
5Du bist und bleibst ein Freund der Freude.
6Sieh auf! der Morgen wird recht schön.
7Was fangen wir nun an? Nicht wahr, wir wollen beide
8In jenem Wald spazieren gehn?
9Ei ja, versetzt der Freund: was ist denn dort zu sehen?
10Ein Muster, sagt der Schalk, vollkommner Eselinnen.
11Es wiehert mancher Hengst, die Spröde zu gewinnen;
12Doch sie wird dir nicht widerstehn.
13Sieh auf! ... Ei ja ... und sieh der Sonne rothes Licht!
14(so wortreich ist der Fuchs: er schwatzt, wie Redner pflegen,
15Die mehr betäuben, als bewegen;
16Doch merke man sich auch, daß er zum Esel spricht.)
17Sie wandeln plaudernd fort. Bald aber zeiget sich
18Der König selbst, der Löw' in seinem höchsten Grimme.
19Der Anblick nimmt sogleich dem Esel Muth und Stimme.
20Er zittert, läuft, und fällt. Ein Löw' ist fürchterlich.
21Der Fuchs hält gleichwol Stand, und sagt: Beglückt bin ich,
22Herr! heute dich nicht zu verfehlen.
23Ich eilte dich zu sehn. Zum Frühstück bring' ich dir
24Den Kern des Eselstamm's, dort jenes feiste Thier.
25Der ernste Löwe spricht: Zur Mahlzeit dien' es mir;
26Dich selbst will ich zum Frühstück wählen.
27Schnell wird der Fuchs zerstückt. Was lehrt des Löwen That?
28Verräther hasset man, und nutzet den Verrath.