Frank Wedekind: Unterm Apfelbaum (1891)

1Lieschen kletterte flink hinauf
2Bis in die höchsten Äste,
3Fing in der Schürze die Äpfel auf
4Ihrer Mutter zum Feste.

5Ich lag unten, verliebt und faul,
6Auf dem Rücken im Grase;
7Mancher Apfel fiel mir ins Maul,
8Mancher mir auf die Nase.

9Jetzt stand Lieschen auf starkem Ast,
10Schelmisch sah sie hernieder;
11Ihres Leibes liebliche Last
12Wiegte sich hin und wieder.

13Innig umschlungen hielten sich
14Splitternackt ihre Füße,
15Taten sich auf und befühlten sich –
16Winkten mir tausend Grüße.

17Durch das Röckchen sandte der Tag
18Seine goldenen Strahlen,
19Was darunter geborgen lag,
20Farbenprächtig zu malen.

21Schimmernd rings um die weiße Haut
22Wob sich die gedämpfte Helle;
23Welcher Meister hat je gebaut
24Prächtiger eine Kapelle.

25Kindlich faltet ich da die Händ',
26Forderte heiß und brünstig:
27Was kein irdischer Name nennt,
28Werde dem Sünder günstig.

29Sieh, und am nämlichen Abend schon,
30Tief in die Kissen gebettet,
31Wurden der kindlichen Bitte zum Lohn
32Leib und Seele gerettet.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Frank Wedekind (1864-1918)

* 07/24/1864 in Hannover, † 03/09/1918 in München

männlich, geb. Wedekind

deutscher Schriftsteller und Schauspieler

(Aus: Wikidata.org)

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